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Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

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Züritüütsch

1 Allgemeine Informationen

Das Zürichdeutsche ist eine alemannische Sprache und gehört zum Germanischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Es wird vor allem im Kanton Zürich (Schweiz) gesprochen und ist Familien- und Umgangssprache der Zürcher. Das Zürichdeutsche ist im Gegensatz zu den anderen Sprachen auf dieser Webseite nicht normiert, die einzige Norm ist in diesem Fall ihr Sprachgebrauch. Die Informationen orientieren sich an bekannten Grammatiken von Baur (vgl. Baur, 2002), Schobinger (vgl. Schobinger, 2001) und Weber (vgl. Weber, 1964).
Das Zürichdeutsche kann grob in eine nördliche und eine südliche Dialektgruppe unterteilt werden. Für die nördliche Dialektgruppe des Zürichdeutschen ist vor allem die fehlende Vokaldehnung in offenen Silben charakteristisch (Bsp.: Nase „Nase“ oder wäbe „weben“ im Gegensatz zu Naase „Nase“ bzw. wääbe „weben“ in den südlichen Dialekten des Zürichdeutschen). Zur nördlichen Dialektgruppe gehören weiter die Winterthurer Dialekte, die sich vor allem durch die Negations-Partikel nid bzw. nyd „nicht“ (sonst im Zürichdeutschen in der Regel nüd, nüüd oder nöd) von den anderen Mundarten unterscheiden sowie auch die Unterländer Mundart, für die die Negations-Partikel nüd bzw. nüüd „nicht“ kennzeichnend ist. Zum südlichen Dialektgebiet des Kantons Zürich gehören die Oberländer Mundart, die Ämtler Mundart sowie die See-, Stadt- und Limmattalmundart. Charakteristisch für die Oberländer Mundart ist ein sehr tief klingendes und weit hinten im Mund gebildetes a bzw. aa „a“, das fast wie ein „o“ klingt (Bsp.: Strooss, Oobig, schlooffe usw.). Die Ämtler Mundart, die vor allem im Bezirk Affoltern gesprochen wird, ist vor allem durch den Einfluss des aargauischen Dialekts erkennbar (Bsp.: mir, ir, si machid, faarid „wir, ihr, sie machen, fahren“ anstelle des sonst gebräuchlichen mir, ir, si mached). Die letzte Mundart (See-, Stadt- und Limmattalmundart) wird in diesen Aufführungen nicht weiter thematisiert, da sie diejenige Mundart ist, an der sich die Beispiel und die Vergleiche auf dieser Website orientierten.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
ZÜRITÜÜTSCH
DEUTSCH
Silben
  • komplexere Konsonantenkombinationen (bspw. [gʃtrekxt] <gestreckt>)
  • Silbenkopf: 3 Konsonanten
  • Silbenkoda: 5 Konsonanten
Prosodie
  • Akzent liegt meist auf der ersten Silbe
    • wird teilweise auch auf übernommene Fremdwörter übertragen
  • Enthält die erste Silbe bei einem Verb oder Substantiv ein <-e->, verschiebt sich der Akzent auf die zweite Silbe.
    Dies gilt auch für Lehnwörter (nur Verben) mit der Vorsilbe <miss->
  • Doppelbetonungen bei zusammengesetzten und langen Wörtern
    • werden auch als "Unterstreichung" eines Wortes eingesetzt
  • Akzent auf erster oder Stammsilbe
    • bei Fremdwörtern wird teilweise deren Akzentregel ins Deutsche übernommen
  • Wortakzent distinktiv
Vokale
  • 9 Diphthonge(Glossar) /eɪ, æɪ, øɪ, œɪ, iə, yə, uə, æu, ou/
  • Vokalquantität(Glossar) distinktiv
  • Kehlkopfverschlusslaut(Glossar) /Ɂ/ wird wenn möglich vermieden
    • bspw. durch zusammenhängen von Wörtern (<ein Esel aus dem Aargau> ergibt dann "äneselusmaargau")
  • zwischen einem unbetonten Schluss-<e> und einem Anfangsvokal des folgenden Wortes wird gerne ein Binde-/n/ eingefügt
  • beim Artikel im Singular vor Vokal wird ein Binde-/r/ eingesetzt, bspw. "der alt maa"
  • 16 Vokal-Phoneme
  • 3 Diphthonge /aɪ, ɔɪ, aʊ/
  • Vokalquantität distinktiv
  • Kehlkopfverschlusslaut bei vokalischem Wortanlaut /Ɂ/ üblich
Konsonanten
  • je nach Literatur zwischen 26 bis 34 Konsonanten
  • Plosive(Glossar) /p, t/ werden nicht behaucht(Glossar)
    • Ausnahme: entlehnte Fremdwörter
  • die Plosive(Glossar) /b, d, g/ werden vor oder nach anderen Verschluss- oder Reibelauten verhärtet (bspw. "läbig -> läptig", "verschtand -> verschtäntnis")
  • zwischen bestimmten Konsonantengruppen werden gerne die Sprosslaute /d, t, b, p/ eingefügt (bspw. "faltsch, zuekumpft")
  • dentale Laute werden regelmässig an andere Laute angeglichen (bspw. <d frau> -> [pfræu])
  • die Phoneme(Glossar) /z, ç/ existieren im Züritüütsch nicht
    • /z/ wird als /s/ realisiert
    • /ç/ wird als /x/ realisiert
  • 21 Konsonanten
  • typische Auslautverhärtung
  • R-Vokalisierung
Besonderheiten
  • viele unterschiedliche regressive wie auch progressive Assimilationen(Glossar) bei verschiedenster Wort- und Konsonantenkombinationen
    • Fortisierung(Glossar) Plosiv und Frikativ (<säb chind> wird zu [sæp xind])
    • Teilung Artikulationsort -> Affrikat(Glossar) (<diä säb frau> wird zu [diə sæ_pfræu])
    • ein finales /n, t/ wird an den Artikulationsort des nachfolgenden Kosnonanten angepasst (<en baum> wird zu [əm bæum]; <wältberüemt> wird zu [ʋælpəryəmt])
    • ein finales /d/ wird auf unterschiedlichste Weise assimiliert(Glossar)
  • zwei aufeinanderfolgende Vokale (Hiatus) werden oft durch das Einfügen des alveolaren Nasals /n/ vermieden
  • progressive Assimilation
Vokale im Züritüütsch
Züritüütsch
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
i i:
y y:
u u:
halbhoch
ɪ ɪ:
ʏ ʏ:
ʊ ʊ:
obermittelhoch
e e:
ø ø:
o o:
mittel
ə
untermittelhoch
ɛ ɛ:
œ œ:
halbtief
æ æ:
tief
ɑ ɑ:
Vokale Züritüütsch & Deutsch
konstrastive Darstellung:
Züritüütsch
Überschneidung
  Deutsch 
i: ɪ: y: ʏ: u:
ʊ: e: æ æ:
ø: œ: o: ɑ ɑ:
i ɪ y ʏ
u ʊ e ɛ ɛ:
ø œ o ə
ɔ a: a
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommende Vokal-Phoneme im Züritüütsch
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Züritüütsch
Züritüütsch
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p b
t d
k g
Ɂ
nasal
m
n n:
ŋ ŋ:
vibrant
r
ʀ
getippt / geschlagen
frikativ
f f: v
s s:
ʃ ʃ:
x x: ɣ
h
lateral-frikativ
approximant
j
w
lateral-approximant
l l:
affrikate
pf
            ts        tʃ           ks                                     kx
allfällige Bildunterschrift (falls nicht, diesen Platzhalter löschen)
Konsonanten Züritüütsch & Deutsch
kontrastive Darstellung:
Züritüütsch
Überschneidung
Deutsch
f: s: ʃ: x:
n: ŋ: l: w
ɣ ks kx
Ɂ p b t d
k g m n r f v
s ʃ ʀ l ŋ j x h
ts tʃ pf
z ʒ ʁ
X ç
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʒ]
Genie
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Salz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant im Züritüütsch
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
Züritüütsch
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Wie das Deutsche unterscheidet das Zürichdeutsche zwischen männlichen, weiblichen und sächlichen Nomen. 
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
Wie im Deutschen ist an der Endung häufig nicht erkennbar, ob es sich um ein männliches, weibliches oder sächliches Nomen handelt. 
Bsp.: 
  • bueb, m. (Junge)
  • gaarte, m. (Garten)
  • blueme, f. (Blume)
  • frucht, f. (Frucht)
  • bild, n. (Bild)
  • buech, n. (Buch)
Beachte: 
Das Genus mancher Nomen im Zürichdeutschen ist nicht identisch mit demjenigen im Deutschen. 
Bsp.: 
  • bank, m. (die Bank, f.)
  • fèèrse, m. (die Ferse, f.)
  • egge, m. (die Ecke, f.)
  • chriesi, n. (die Kirsche, f.)
Deutsch
Züritüütsch
Das Deutsche kennt den bestimmten und unbestimmten Artikel.
Das Zürichdeutsche kennt ebenfalls den bestimmten und unbestimmten Artikel. 
Bestimmter und unbestimmter Artikel werden vor das Nomen gesetzt.
Der Artikel wird im Zürichdeutschen ebenfalls vor das Nomen gesetzt.
Bsp.: 
  • d frau (die Frau)
  • es oor (ein Ohr)
Die Artikel haben verschiedene Formen, je nach Genus, Fall und Numerus des Nomens.
Bsp.: 
  • der Vater
  • des Vaters
  • den Vater
  • die Väter
  • den Vätern
Die Artikel verändern sich nur bezüglich Genus und Numerus. 
Bsp.: 
  • de bueb, m. Sg. (der Junge)
  • d buebe, m. Pl. (die Jungen)
  • d frau, f. Sg. (die Frau)
  • d fraue, f. Pl. (die Frauen)
  • s oor, n. Sg. (das Ohr)
  • d oore, n. Pl. (die Ohren)
Bestimmter Artikel:
Der bestimmte Artikel lautet “der”, “die” oder “das”.
Bestimmer Artikel:
Der Artikel der männlichen Nomen lautet: im Singular de/der (vor Vokal), im Plural d.
Der Artikel der weiblichen Nomen lautet: im Singular d, im Plural d.
Der Artikel der sächlichen Nomen lautet: im Singular s, im Plural d
Bsp.: 
  • de fuess (der Fuss)
  • d füess (die Füsse)
  • d chile (die Kirche)
  • d chilene (die Kirchen)
  • s buech (das Buch)
  • d büecher (die Bücher)
Unbestimmte Artikel:
Den unbestimmten Artikel gibt es nur im Singular: “ein” oder “eine”.
Unbestimmte Artikel:
Den unbestimmten Artikel gibt es wie im Deutschen nur im Singular. 
Der Artikel der männlichen Nomen lautet en.
Der Artikel der weiblichen Nomen lautet e/en (vor Vokal). 
Der Artikel der sächlichen Nomen lautet es
Bsp.: 
  • en maa (ein Mann)
  • e frau (eine Frau)
  • en uhr (eine Uhr)
  • es chind (ein Kind)
Deutsch
Züritüütsch
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Im Gegensatz zum Deutschen unterscheidet man im Zürichdeutschen nur drei Fälle: Nominativ, Akkusativ und Dativ. Vom Genitiv sind nur noch Reste bekannt, vor allem ist er noch in vereinzelten Wendungen zu finden wie z.B. s metzger Mäiers huus „Metzger Maiers Haus“. 
Genitiv
Der Genitiv wird mit Präpositionen oder mit dem possessiven Dativ ausgedrückt.
Bsp.: 
  • Mit Präposition:s tach vom huus. ("Das Dach desHauses.")
  • Der possessive Dativ:em Häiri syni fründ. (wortwörtlich: "dem Heinrich seine Freunde.")
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Im Gegensatz zum Deutschen ist der Kasus nur am vorangehenden Artikel sichtbar, die Wortformen selbst bleiben endungslos. 
Bsp.: 
  • de maa (der Mann/den Mann)
  • em maa (dem Mann)
  • d Amsle (die Amsel/die Amsel)
  • der Amsle (der Amsel)
  • s Vögeli (das Vöglein/das Vöglein)
  • em Vögeli (dem Vöglein)
Deutsch 
Züritüütsch
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Im Zürichdeutschen stehen die Nomen ebenfalls in der Einzahl oder in der Mehrzahl.
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Die Mehrzahl wird gleich wie im Deutschen mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Zudem gibt es auch im Zürichdeutschen die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System. 
Bsp.: 
  • zunge (die Zunge) - zunge (die Zungen)
  • fuess (der Fuss) - füess (die Füsse)
  • oor (das Ohr) - oore (die Ohren)
  • chile (die Kirche) - chilene (die Kirchen)
  • buech (das Buch) - büecher (die Bücher)

4 Verb

Deutsch
Züritüütsch
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Das Verb steht im Hauptsatz ebenfalls an zweiter Stelle. 
Bsp.: 
De vatter
Der Vater
schriibt
schreibt
de mueter
der Mutter
hüt 
heute
en brief. 
einen Brief. 
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle. 
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Wie im Deutschen steht das finite Verb im Nebensatz an letzter Stelle. 
Bsp.: 
Er
Er
hät
hat
soo
soo [viel]
gschaffet
gearbeitet
das
dass
er
er
etz
jetzt
toodmüed
todmüde
isch.
ist.
Deutsch
Züritüütsch
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • er/sie/es lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Genau wie im Deutschen stimmt das Verb bezüglich Person und Numerus mit dem Nomen überein.
Bsp.: 
  • ich läb(ich lebe)
  • du läbsch (du lebst)
  • er/si/es läb(er/sie/es lebt)
  • mer läbed (wir leben)
  • ir läbed (ihr lebt)
  • si läbed (sie leben)
 
Deutsch
Züritüütsch
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur.
Anders als das Deutsche besitzt das Zürichdeutsche nur drei Zeitformen: Präsens, Perfekt und Plusquamperfekt. Das Plusquamperfekt wird allerdings nur selten gebraucht. 
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Futur:
Im Gegensatz zum Deutschen wird für die Zukunft in der Regel das Präsens verwendet. Man findet im Zürichdeutschen aber durchaus auch zusammengesetzte Futurformen, die gleich wie im Deutschen mit dem Hilfsverb "werden" und dem Infinitiv gebildet werden. 
Bsp.: 
  • Er chunnt denn morn. (wortwörtlich: "Er kommt dann morgen.")
  • Ich wiirde moorn cho. (wortwörtlich: "Ich werde morgen kommen.")
Deutsch
Züritüütsch
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen.
Die Verbklammer ist im Zürichdeutschen ebenfalls bekannt. 
Bsp.: 
  • Moorn schtaan i am sächsi uuf. (wortwörtlich: "Morgen stehe ich um sechs Uhr auf.")
  • De vater mues de mueter hüt en brief schriibe. (wortwörtlich: "Der Vater muss der Mutter heute einen Brief schreiben.") 
  • Geschter bin i am sächsi uufgschtande. (wortwörtlich: "Gestern bin ich um sechs Uhr aufgestanden.")

5 Satzbau

Deutsch 
Züritüütsch
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Die Reihenfolge der Satzglieder im zürichdeutschen Hauptsatz ist ebenfalls: Subjekt-Verb-Objekt.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Das Verb steht im Hauptsatz ebenfalls an zweiter Stelle. 
Bsp.:
De vatter
Der Vater
schriibt
schreibt
de mueter
der Mutter
hüt
heute
en brief.
einen Brief. 
Deutsch
Züritüütsch
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Wie im Deutschen steht das finite Verb im Nebensatz an letzter Stelle. 
Bsp.:
Er
Er
hät
hat
soo
soo [viel]
gschaffet,
gearbeitet,
das
dass
er
er
etz
jetzt
toodmüed
todmüde
isch
ist
Deutsch
Züritüütsch
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Im Zürichdeutschen kennt man ebenfalls die Entscheidungs- und die Ergänzungsfrage.
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Kommst du mit?
Wie im Deutschen steht das finite Verb an erster Stelle im Satz.
Bsp.:
Schiibt
Schreibt
de vattter
der Vater
de mueter
der Mutter
hüt
heute
en brief?
einen Brief?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Ergänzungsfragen werden wie im Deutschen durch Fragepronomen und Inversion von Subjekt und Verb gebildet. 
Bsp.:
Wèèr
Wer
schriibt
schreibt
de mueter
der Mutter
hüt
heute
en brief?
einen Brief?
Deutsch
Züritüütsch
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Topikalisierung ist im Zürichdeutschen ebenfalls möglich. Wie im Deutschen ändert sich dadurch die Reihenfolge (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
De mueter
Der Mutter
schriibt
schreibt
de vatter
der Vater
hüt
heute
en brief. 
einen Brief. 
Hüt
Heute
schriibt
schreibt
de vatter
der Vater
de mueter
der Mutter
en brief.
einen Brief. 
En Brief
Einen Brief
schriibt
schreibt
de vatter
der Vater
hüt
heute
de mueter.
der Mutter.

6 Schriftsystem

Im Zürichdeutschen wird wie im Deutschen das lateinische Alphabet verwendet. Die Beispiele auf dieser Webseite richten sich nach der sog. Diethschrift (überarbeitete und auch heute noch aktuelle Version der zürichdeutschen Orthographie). Demnach werden kurze Vokale und Konsonanten einmal, lange Vokale und Konsonanten zweimal geschrieben (Bsp.: faare „fahren“ vs. chraft „Kraft“ und ofe „Ofen“ vs. offe „offen“).
Zur Orientierung eine Übersicht der Grapheme, die nicht mit dem Deutschen übereinstimmen.
Zürichdeutsche Grapheme
Aussprache im Deutschen
aa (Bsp.: faare, gaa)
ähnlich dem schwedischen a bzw. dem bayrisch-österreichischen a (der Zungenrücken ist tief gesenkt, die Lippen ungerundet).
ëë (Bsp.: mëërt)
wird gleich gesprochen wie das ä in „Käse“ oder „zählen“
ää (Bsp.: gääl, wääg)
das ää besitzt kein Äquivalent im Deutschen; am meisten gleicht es dem englischen a in black.
y (Bsp.: pfyffe)
wie i in „Liebe“
ö̀ö̀ (Bsp.: schpö̀ö̀ter, blö̀ö̀terliwasser)
im Deutschen nicht bekannt, gleicht am meisten dem französischen ö in cœur. Das ö̀ö̀ in brö̀ö̀tli "kleiner Braten" darf nicht verwechselt werden mit dem öö in bröötli "kleines Brot".
a (Bsp.: chraft, ascht)
gleiche Klangqualität wie das lange „a“ im Deutschen
e (Bsp.: hebe, beck)
geschlossenes e, es besteht kein Äquivalent im Deutschen
o (Bsp.: bode, vogel)
kommt im Deutschen nur geschlossen vor; gleiche Mundstellung wie im Deutschen „Boot“, aber ohne Dehnung.
ë (Bsp.: hërt, fërtig)
wie das kurze e und ä im Deutschen
ä (Bsp.: gält, änglisch)
gleiche Klangqualität wie das lange ää im Zürichdeutschen (siehe ää).
ö (Bsp.: götter, vögel)
das ö im Zürichdeutschen ist im Gegensatz zum Deutschen (Bsp.: „Löcher“, „Götter“) immer geschlossen.
äi (Bsp.: äi, bäi)
wird als ä-i ausgesprochen; das ä besitzt kein Äquivalent im Deutschen, ähnelt am meisten dem englischen a in black (vgl. ä bzw. ää).
ei (Bsp.: schreie, umgheit)
Diphthong bestehend aus e+i, findet im Deutschen keine Entsprechung, ähnelt am meisten dem Französischen abeille oder pays.
ou (Bsp.: gschroue, sou, boue)
der Diphthong ou wird aus einem geschlossenen o+u gebildet, findet im Deutschen allerdings keine Entsprechung.
ie, ue, üe (Bsp.: lieb, nie, liecht, huet, fuess, chue, süess, chüe, trüeb, füecht)
Diese drei Diphthonge sind im Deutschen nicht bekannt. Die Diphthonge werden als i+ä, u+ä bzw. ü+ä ausgesprochen.
Der Diphthong ie darf ausserdem nicht mit dem langen Vokal im Deutschen (z.B. in „Liebe“) verwechselt werden.
gg (Bsp.: egge, haagge)
besitzt im Deutschen kein Äquivalent, ähnelt am meisten dem französischen k (z.B. in qui).
p (Bsp.: pumpi, pelz)
im Gegensatz zum Deutschen wird das p im Zürichdeutschen ohne Aspiration ausgesprochen.
b, d, g (Bsp.: bëërg, diene, ganz)
die drei Konsonanten b, d, g werden im Zürichdeutschen stets stimmlos ausgesprochen.
s (Bsp.: rose)
wird immer stimmlos ausgesprochen.
v (Bsp.: vogel)
immer als f und nicht wie im Deutschen wie ein w ausgesprochen.
ch (Bsp.: ich, cher)
entspricht dem Deutschen ch in „ach“, im Zürichdeutschen klingt der ch-Laut allerdings noch ein wenig stärker als im Deutschen.
r (Bsp.: schnyder, grösser)
gleich wie das Deutsche r. Im Gegensatz zum Duetschen wird es im Auslaut immer ausgesprochen (in Anlehnung an die Beispiele wird also nicht gesprochen: „schnyda“ bzw. „grössa“, sondern wie geschrieben schnyder, grösser).
k (Bsp.: kafi)
wird als k+ch ausgesprochen; dieselbe Aussprache gilt für das g im Partizip (z.B. kchochet "gekocht")
q (Bsp.: quatsch, quëër)
wird gleich ausgesprochen wie das k im Zürichdeutschen (also kch)
                                                                          Tabelle entnommen aus Baur, 2002, S. 10-15
Das Zürichdeutsche kennt andere Regeln zur Gross- und Kleinschreibung als das Deutsche. Alle Substantive werden im Zürichdeutschen klein geschrieben. 

7 Quellen

  • Fleischer, J., und Schmid, St. (2006). Zurich German. Zürich: Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. Aufgerufen am 20.12.2022 unter https://www.zora.uzh.ch
  • Kolly, M.-J. (2020). Phonetik Phonologie Schweizerdeutsch. Unveröffentlichtes Skript, Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich
  • Schmid, St. (2004). Zur Vokalquantität in der Mundart der Stadt Zürich. Zürich: Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. Aufgerufen am 20.12.2022 unter https://www.zora.uzh.ch
  • Schobinger, V. (2001). Zürichdeutsche Kurzgrammatik. Zürich: Schobinger-Verlag
  • Schobinger, V. (2006). zürichdeutsch kurz und bündig. Zürich: Schobinger-Verlag
  • Verein Züritüütsch: https://züritüütsch.org/zueritueuetsch/schreibweise aufgerufen am 10.11.2022
  • Willi, U. (1996). Die segmentale Dauer als phonetischer Parameter von "fortis" und "lenis" bei Plosiven im Zürichdeutschen. Stuttgart: Franz Steiner Verlag
  • Baur, A. (2002). Schwyzertüütsch. „Grüezi mitenand“. Praktische Sprachlehre des Schweizerdeutschen für Kurse und den Selbstunterricht (12. Aufl.). Winterthur: Gemsberg Verlag.
  • Egli-Wildi, R. (2010). Züritüütsch verstaa – Züritüütsch rede. Ein Lehr- und Übungsbuch (2. verbesserte Aufl.). Stäfa: Verlag Th. Gut.
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Zürich Lehrmittelverlag. 
  • NN. Hochschule für Telekommunikation Leipzig (2018). HfTL German course 8. Zugriff am 13.05.2018 unter http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=1091.
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Reese, J. (2007). Swiss German. The Modern Alemannic Vernacular in and around Zurich. München: LINCOM Europa.
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Schobinger, V. (2001). Zürichdeutsche Kurzgrammatik (2. Aufl.). Zürich: Schobinger-Verlag.
  • Schobinger, V. (2007). Zürichdeutsche Kurzgrammatik (3. Aufl.). Zürich: Schobinger-Verlag. 
  • Weber, A. (1964). Zürichdeutsche Grammatik. Ein Wegweiser zur guten Mundart (2. durchgesehene Aufl.). Zürich: Schweizer Spiegel Verlag.

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