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Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

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Russisch

1 Allgemeine Informationen

Das Russische gehört (nebst Ukrainisch und Weissrussisch) zum ostslawischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Weltweit zählt das Russische insgesamt ca. 270 Mio. Sprecher, von denen etwa 170 Mio. Muttersprachler sind. Für die restlichen ca. 100 Mio. Sprecher ist das Russische eine Zweitsprache.
Ausser in Russland wird das Russisch in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion (Ukraine, Weissrussland, Kasachstan, Usbekistan und Lettland) gesprochen. Zudem finden sich russische Minderheiten in den USA, in Deutschland, in Israel sowie auch in der Schweiz. Auf internationaler Ebene zählt das Russische – nebst Arabisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Chinesisch – zu den sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen (UN).
In den letzten 200 Jahren hat sich das Russische vor allem im lexikalischen Bereich verändert durch sog. Lehnwörter aus anderen Sprachen. Der Einzug dieser Lehnwörter beschränkt sich allerdings vorwiegend auf spezifische lexikalische Begriffe in Wissenschaft, Technologie und den Wortschatz in den Medien.
Wie andere Sprachen besitzt auch das Russische Dialekte, die nach geographischen Gesichtspunkten grob in drei Obergruppen und insgesamt acht Subgruppen eingeteilt werden können: Nordrussisch (dieses Dialektgebiet kann wiederum eingeteilt werden in ein nördliches Dialektgebiet, Olonez, westliches- und östliches Dialektgebiet sowie Vladimir-Volga), Mittelrussisch und Südrussisch (südliche, östliche und nördliche Dialekte). Diese Dialektgruppen divergieren vor allem bzgl. phonetischer Aspekte. Der markanteste unter ihnen ist die unterschiedliche Aussprache des Vokals „o“. In Nordrussland werden sowohl der unbetonte als auch der betonte Vokal „o“ in einem Wort als o ausgesprochen. In Südrussland andererseits wird jeder nicht-betonte Vokal „o“ innerhalb eines Wortes zum Vokal a reduziert (Bsp.: Nordrussland: molokó „Milch“ wird gesprochen als moloko; in Südrussland hingegen wird molokó als malako ausgesprochen). Das heutige moderne Russisch kann als eine Mischung zwischen dem Nord- und Südrussisch betrachtet werden. Im Gegensatz zum Deutschen sind die Unterschiede zwischen den Dialekten allerdings viel kleiner. Unabhängig vom Dialekt können sich Russisch sprechende Menschen überall mühelos verständigen.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
RUSSISCH
DEUTSCH
Silben
  • Silbenstruktur(Glossar) hauptsächlich K-V-K
  • Silbenkopf(Glossar) bis zu vier Konsonanten
  • Silbenkoda(Glossar) bis zu vier Konsonanten
  • Realisierung von Konsonantenhäufungen entweder an Silbenkopf oder Silbenkoda, aber nicht gleichzeitig
  • Schwierigkeiten und Tendenz zu Reduktionen(Glossar) bei dt. Konsonantenhäufungen, besonders wenn diese einen Laut enthalten, der im Russischen nicht existiert [x, R]
  •   
  • Silbenkopf bis zu drei Konsonanten
  • Silbenkoda bis zu fünf Konsonanten
  • Realisierung von Konsonantenhäufungen an Silbenkopf- und coda auch gleichzeitig
Prosodie
  • frei bewegliche Akzentposition in Wort und Wortgruppe(Glossar); Akzentsilbe bzw. sinnwichtigstes Wort wird dynamisch, qualitativ und quantitativ hervorgehoben
  • fliessender, akzentzählender(Glossar) Rhythmus
  • starker Kontrast zwischen betonen und unbetonten Silben
  • starke Reduktionen(Glossar) und Assimilationen(Glossar) in unbetonten Silben mit Veränderungen der Vokalqualität(Glossar)
  • hohes Sprechmelodie-Intervall (1 Oktave)
  • Wortakzent distinktiv
  • Akzent meistens auf erster Silbe oder Wortstammsilbe
    • Stellung des Akzentes verändert sich bei flektierten Formen
  • stossender, akzentzählender Rhythmus
  •   
      
      
  • gemässigte Sprechmelodie-Intervall (1 Quinte)
Vokale
  • 5 Vokal-Phoneme(Glossar) mit 20 lautlichen Variabilitäten bei der Realisierung in Abhängigkeit von Akzentposition und konsonantischer Umgebung
  • keine Diphthonge(Glossar), aber diphthongartige Verbindungen mit Approximanten(Glossar)
  • keine Ü- und Ö-Laute
  • kein Glottisplosiv(Glossar) bei Vokalanlaut, aber weicher Vokalneueinsatz
  • Veränderung der Vokalquantität(Glossar) und -qualität(Glossar) in Akzentposition
  • Schwierigkeiten bei der Bildung des Ü- und Ö-Lautes; realisiert als [ju, jo]
  • Sensibilisierung auf das Merkmal "lang" bzw. "kurz"
  • Sensibilisierung auf das Merkmal "gespannt" bzw. "ungespannt"
  • 16 Vokal-Phoneme
     
      
  • 3 Diphthonge: /aɪ ɔɪ aʊ/
      
  • Vokallänge: distinktiv
  • Glottisplosiv bei vokalischem Wortanlaut /Ɂ/ üblich
  • Markierung der Vokalquantität in Form eines Dehnungs-h, ie oder ieh
Konsonanten
  • 33 Konsonanten; jeder Konsonant kann hart oder weich (=palatalisiert)(Glossar) ausgesprochen werden
  • nur Zungenspitzen-R [r]
      
      
  • kein [ŋ]; wird vor [k und g] als [n] realisiert
      
  • Affrikaten(Glossar) [ts, dz, tʃʲ, dʒʲ]
      
      
      
  • Auslautverhärtung(Glossar) am Wortende
  • fehlende Aspiration(Glossar) der Fortis-Plosive [p, t, k]
  • Doppelkonsonanten(Glossar) werden "lang" ausgesprochen
  • /h/ wird als [x, X, oder g] ausgesprochen
  • Transfer der russischen Palatalisierung(Glossar) auf dt. Konsonanten; besonders von /l/
  • Assimilation(Glossar) bzw.Ausfall von [s] wenn [ʃ] folgt; z.B. ausschauen wird als auschauen realisiert
  • 21 Konsonanten
      
  • das Deutsche realisiert das Graphem(Glossar) <r> in drei R-Allophonen(Glossar), das Reibe-R [ʁ], das Zungenspitzen-R [r] und das Zäpfchen-R [ʀ]
  • die Laute /n/ und /ŋ/ bilden zwei separate Phoneme
  • 2 klassische Affrikaten /ts, pf/, aber auch /tʃ/ kommt häufig vor, die stimmhaften(Glossar) /dz, dʒ/ kennen wir jedoch nicht oder nur in Fremdwörtern (wie bspw. <Gin>)
  • Auslautverhärtung am Silben- und Wortende
  •  
     
  • Doppelkonsonanten werden in der Länge wie ein Konsonant gesprochen
Besonderheiten
Im Vergleich zum Deutschen schlaffe Artikulation, geprägt von geringer Sprechspannung, Lippentätigkeit und Kieferöffnung. Stark ausgeprägte Assimilationserscheinungen(Glossar) bei unbetonten Silben mit quantitativen und qualitativen Reduktionen(Glossar).
  • Erarbeiten einer höheren Sprechspannung
  • Um Palatalisierung(Glossar) entgegenzuwirken, Zungenspitzenkontakt mit unteren Schneidezähnen üben.
Vokale im Russischen
RUSSISCH
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
halbhoch
i
u
obermittelhoch
mittel
ɛ
o
untermittelhoch
halbtief
tief
a
aufgeführt sind nur die Grundvokale
Vokale Russisch & Deutsch
konstrastive Darstellung:
Russisch
Überschneidung
  Deutsch 
̩
i e ɛ a
u o
 ɪ ɛː y Y
ø œ aːə
ʊ ɔ
Realisierungsvariationen zu den russischen Vokalen siehe unter "konstrastiver Überblick"
Realisierungsvariationen zu den russischen Vokalen siehe unter "konstrastiver Überblick"
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Vokal im Russischen
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Russischen
RUSSISCH
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p pʲ b bʲ
t tʲ d dʲ
kʲ ɡʲ
k ɡ
nasal
m mʲ
n nʲ
vibrant
r rʲ
getippt / geschlagen
frikativ
f fʲ v vʲ
s sʲ z zʲ
ʃ ʃʲː ʒ ʒʲː
xʲ ɣʲ ʝ2
x ɣ
lateral-frikativ
approximant
lateral-approximant
ɫ1
affrikate
ts dz
tʃʲ dʒʲ
Bei paarweisen Symbolen kennzeichnet das rechte den stimmhaften Konsonanten.
Konsonant + ʲ wird palatalisiert ausgesprochen, d.h. nach der Bildung des Konsonanten wird ein /j/ angedeutet, wodurch die Aussprache "weich" wird.
ɫ1 wird dunkler gesprochen als das dt. /l/; z.B. wie in engl. well.
ʝ2 wird stimmhaft frikativ ausgesprochen.
Konsonanten Russisch & Deutsch
kontrastive Darstellung:
Russisch
Überschneidung
Deutsch
(p b t d k ɡ)ʲ
(f v s z ʃ ʒ)ʲ ʝ
(m n l r)ʲ
p b t d k g
f v s z ʃ ʒ x
m n
l r
X ç h j
 R ʁ ŋ
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Herz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant im Russischen
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
Russisch
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Das Russische kennt wie das Deutsche männliche, weibliche und sächliche Nomen. 
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
In der Regel ist an der Endung erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist.
Bsp.: 
  • stol, m. (Tisch)
  • kárta, f. (Karte)
  • slóvo, n. (Buchstabe)
Deutsch
Russisch
Das Deutsche kennt den bestimmten ("der", "die" oder "das") und unbestimmten ("ein" oder eine") Artikel.
Im Russischen gibt es keine Artikel – weder bestimmte noch unbestimmte. 
Deutsch
Russisch
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Das Russische kennt zwei zusätzliche Kasus: Instrumental und Präpositiv. 
Instrumental: 
Der Instrumental markiert das Mittel oder das Werkzeug, mit dem eine Handlung ausgeführt wird. 
Bsp.: 
  • udar kulakom ("ein Schlag mit der Faust")
Präpositiv: 
Der Präpositiv steht immer mit einer Präposition. Die häufigsten Funktionen des Präpositivs sind: Ortsangabe, Zeitangabe, Objekt der Rede/des Gedankens. 
Bsp.: 
  • v godu (im Jahr)
  • v stranach (in den Ländern)
  • govorit' o zabotach (wortwörtlich: "sprechen über (die) Sorgen.")
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Wie im Deutschen sind die Fälle zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. 
Bsp.: 
  • stol (der Tisch)
  • stol(des Tisches)
  • stol(dem Tisch)
  • stol (den Tisch)
  • stolom/s stolom (mit dem Tisch)
  • o stol(über den Tisch)
Deutsch 
Russisch
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Im Russischen stehen die Nomen ebenfalls in der Einzahl oder in der Mehrzahl.
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Die Mehrzahl wird mit Endungen gebildet. 
Bsp.: 
  • dom (Haus) – doma (Häuser)
  • polje (Feld) – polja (Felder)
  • kartina (Bild) - kartiny (Bilder)
  • podruga (Freundin) - podrugi (Freundinnen)

4 Verb

Deutsch
Russisch
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Wie im Deutschen steht das Verb im Russischen grundätzlich an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Pebёnok
(Das) Kind
spit.
schläft
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle. 
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Russische die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das finite Verb steht wie im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Ja
Ich 
vídela
habe gesehen
čto
dass
on 
er
prinёs
hat gebracht
knígi.
(die) Bücher.
Deutsch
Russisch
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • er/sie/es lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Genau wie im Deutschen stimmt das Verb bezüglich Person und Numerus mit dem Nomen überein.
Bsp.: 
Präsens: 
  • (ja) govorju (ich spreche)
  • (ty) govor (du sprichst)
  • (ona) govorit (sie spricht)
  • (my) govorim (wir sprechen)
  • (vy) govorite (ihr sprecht)
  • (oni) govorjat (sie sprechen)
Präteritum: 
  • tchital (ich las: männliches Subjekt)
  • tchitala (ich las: weibliches Subjekt)
  • tchitalo (es las: sächliches Subjekt)
  • tchitali (wir lasen: männliches und weibliches Subjekt)
Deutsch
Russisch
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur.
Das Russische kennt kein Perfekt. Zudem gibt es um die Zukunft auszudrücken im Unterschied zum Deutschen zwei Zeitformen: das einfache und das zusammengesetzte Futur. 
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Zusammengesetztes Futur:
Das zusammengesetzte Futur wird wie im Deutschen mit dem Hilfsverb "werden" byt' und dem Infinitiv gebildet und wird gebraucht, um eine Handlung in ihrem Verlauf bzw. sich wiederholende Handlungen in der Zukunft zu beschreiben.
Bsp.: 
  • ja búdu čitat' (ich werde lesen.)
Einfaches Futur: 
Das einfache Futur wird gebraucht, um eine Handlung in der Zukunft als einmalig zu bezeichnen und wird aus dem Stamm der vollendeten Verben und den ensprechenden Endungen gebildet. 
Bsp.: 
  • Závtra, ja, nakonéc, napišú pis'mó. (wortwörtlich: Morgen, ich, endlich, werde schreiben [im Sinne von "zu Ende schreiben"] den Brief.)
Deutsch
Russisch
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen
Im Gegensatz zum Deutschen ist im Russischen die Trennung von Vorsilben und ihre Positionierung am Ende des Satzes nicht möglich. 
Bsp.: 
On 
Er
povernúl
umdrehte
ključ zažigánija:
(den) Zündschlüssel:
motór
(der) Motor
vzrevél.
aufheulte
Hilfsverb „sein“:
Im Präsens fehlt das Hilfsverb „sein“. Ein Satz im Russischen wie (on) bol’schój wird ins Deutsche übersetzt mit „er gross“.
Aspekt:
Im Russischen gibt es den sog. Aspekt, d.h. jedes russische Verb besitzt eine vollendete und eine unvollendete Form. Beide Aspektpaare haben dieselbe Bedeutung, einzig die grammatische Funktion ist verschieden. Demnach wird die unvollendete Verbform verwendet, um den Verlauf einer Handlung zu betonen, und die vollendete Verbform, um das Ergebnis einer Handlung zu unterstreichen. 
Bsp.:
 
pisát’ (schreiben: unvollendet -> im Verlauf: «gerade jetzt» bzw. «immer wieder»)
napisát’ (schreiben: vollendet -> im Sinne von: „es ist jetzt erledigt“: gemacht, fertig)

5 Satzbau

Deutsch 
Russisch
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Die Reihenfolge der Satzglieder im russsichen Hauptsatz ist ebenfalls: Subjekt-Verb-Objekt.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Im Russischen steht das Verb grundsätzlich an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Pebёnok
(Das) Kind
spit.
schläft
Deutsch
Russisch
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Das Russische kennt die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das finite Verb steht wie im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Ja
Ich 
vídela,
habe gesehen, 
čto
dass
on
er
prinёs
hat gebracht
knígi.
(die) Bücher. 
Deutsch
Russisch
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Im Russischen kennt man ebenfalls die Entscheidungs- und die Ergänzungsfrage.
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Kommst du mit?
Anders als im Deutschen ist die Wortreihenfolge gleich wie im Hauptsatz (Subjekt-Verb-Objekt). Durch Anhebung der Stimme am Ende des Satzes wird angezeigt, dass es sich um eine Frage handelt.
Bsp.:
Vy
Sie
uméete plávat'?
können schwimmen?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Ergänzungsfragen verlangen wie im Deutschen ein Fragewort. Anders als im Deutschen verändert sich die Reihenfolge der Satzglieder nicht, das finite Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt steht – wie auch im Hauptsatz – vor dem Verb. 
Bsp.:
Gde
Wo
vy
Sie
rabótaete?
arbeiten?
Deutsch
Russisch
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Verschiedene Satzglieder können um sie zu betonen an den Anfang des Satzes gestellt werden. Dabei bleibt das Subjekt im Unterschied zum Deutschen vor dem Verb stehen.
Bsp.: Objekt als Topic
Váše pis'mó 
Ihren Brief
ja
ich 
polučíla.
habe bekommen
Bsp.: Adverbiale Bestimmung als Topic
V voskresén'e
Am Sonntag
ja
ich
otdychála.
habe (mich) ausgeruht

6 Schriftsystem

Im Russischen wird – anders als im Deutsche – die kyrillische Schrift verwendet. Deshalb wurden die Beispiele auf dieser Seite mit lateinischer Schrift wiedergegeben. Die Beispiele stammen alle aus Werken, die sich nach den Richtlinien der deutschen Bibliothekstransliteration orientieren, d.h. eine Umschrift verwendet, die diakritische Zeichen (wie š, ž, ё usw.) beinhaltet. Zur besseren Lesbarkeit folgt deshalb eine Transkription der Russischen Grapheme in die Deutsche Sprache.
Zur Orientierung eine Übersicht der Grapheme, die nicht mit dem Deutschen übereinstimmen.
Russische Grapheme
Aussprache im Deutschen
v
w
e
nach Konsonant e, sonst je
ё
jo, nach š, č, šč als o ausgesprochen
ž
stimmhaftes sch, wie g in "Etage"
z
stimmhaftes s, wie in "Rose"
c
z wie in "Zug"
č
tsch
š
sch
šč
schtsch
y
wie schwaches i in "mischen"
'
Weichheitszeichen: der vorausgehende Konsonant wird weich ausgesprochen. 
                                                                           Tabelle entnommen aus Ionov, 2013, S. 89-90
Das Russische kennt andere Regeln zur Gross- und Kleinschreibung als das Deutsche. Alle Wörter werden klein geschrieben. Ausnahmen sind: Satzanfang, Personennamen, Ehrentitel, höchste Dienstbezeichnungen und Bezeichnungen für Institutionen, Ortsnamen, historische Ereignisse, Feiertage, Titel von Büchern und Zeitschriften u.ä.

7 Quellen

  • Ionov, A. (2020). Russisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine  Sprache - Meine Sprache. Handbuch zu 19 Migrationssprachen und zu Deutsch (S. 109-117). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Meissner, S. (2021). Russisch. In S. Dahmen, U. Hirschfeld, S. Meissner & E. Reinke (Hrsg.), Einführung in das Online-Material. Phonetik im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Berlin: Erich Schmidt.
  • Müller, U. (2003). Russisch. In U. Hischfeld, H. P. Kelz & U. Müller (Hrsg.), Phonetik international: Von Afrikaans bis Zulu. Kontrastive Studien Für Deutsch als Fremdsprache.Waldsteinberg: Heidrun Popp. Verfügbar unter https://research.uni-leipzig.de/agintern/phonetik/phonlehre_700a.htm
  • Ternes, E. (2012). Einführung in die Phonologie. Darmstadt: WBG.
  • Wiede, E. (1981). Phonologie und Artikulationsweise im Russischen und Deutschen. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie.
  • Andrews, E. (2001). Russian. München: LINCOM EUROPA.
  • Brosch, M., Schmidt, J. & Walter, H. (2009). Modernes Russisch. Grundgrammatik. Stuttgart: Ernst Klett Verlag. 
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich. 
  • NN. Hochschule für Telekommunikation Leipzig (2018). HfTL German course 8. Zugriff am 13.05.2018 unter http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=1091.
  • Ionov, A. (2013). Russisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 84-92). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Kirschbau, E.-G. (2012). Grammatik der Russischen Sprache (1. Aufl., 4. Druck). Berlin: Cornelsen Verlag.
  • Kohls, S., Schulz, D. & Steidel, D. (2000). Langenscheidts Standardgrammatik Russisch (7. Aufl.). Berlin: Langenscheidt. 
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Viereck, W., Viereck, K. & Ramisch, H. (2002). dtv-Atlas Englische Sprache. München: Deutscher Taschenbuch Verlag.

Zuletzt geändert: 8. Feb 2023, 00:42, [piccirelli-giontsis.nathalia]