Studentische Aushilfe im Stundenlohn 10%-20%, im Digital Learning Center

Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

Reiter

Funktionen

Polnisch

1 Allgemeine Informationen

Polnisch gehört zum slawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie, wie z.B. Russisch oder Tschechisch. Die slawischen Sprachen lassen sich in folgende drei Hauptzweige unterteilen: ostslawische Sprachen, südslawische Sprachen und westslawische Sprachen, zu denen das Polnische gehört.
Ca. 40 Millionen Menschen sprechen Polnisch. Davon sprechen ca. 660’000 Menschen Polnisch als Zweitsprache. Polnisch ist eine anerkannte Minderheitssprache in Tschechien, Rumänien, der Slowakei und der Ukraine. Die polnische Sprache wird zudem unter anderem in Ungarn, Israel, Litauen und in Russland gesprochen. 15 bis 18 Millionen Polen leben ausserhalb Polens, wobei ca. 2 Millionen davon in Deutschland leben.
Im Polnischen werden fünf Hauptdialekte unterschieden: das Grosspolnische, das Kleinpolnische, das Masowische, das Schlesische und das Kaschubische. Das Kaschubische wird allerdings oft als eigenständige Sprache behandelt. Zusätzlich gibt es in den ehemalig deutschen Gebieten gemischte Dialekte. Die Sprecher der verschiedenen Dialekte haben keine Probleme sich zu verstehen. In Polen wurde immer Wert auf die standartisierte Sprache gelegt, da Polen zwischen Preussen, Deutschland und Russland aufgeteilt war und die Sprache verbindend funktionierte.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
POLNISCH
DEUTSCH
Silben
  • offene und geschlossene Silben(Glossar)
  • häufigste Silbenstruktur(Glossar): KVK
  • Bis zu vier Konsonanten sowohl im Silbenkopf(Glossar) wie auch im Silbenkoda(Glossar) möglich
  • Konsonantenhäufungen stellen oft nur Buchstabenhäufungen dar, die Zahl der zu produzierenden Phoneme(Glossar) ist kleiner
  •  
  •   
  • Silbenkopf bis zu drei Konsonanten, Silbenkoda bis zu fünf Konsonanten
Prosodie
  • Wortakzent nicht distinktiv(Glossar)
  • Akzent meistens auf der vorletzten Silbe (bei Lehnwörtern und im Präteritum Plural sowie Konjunktiv auf der drittletzten Silbe)
  • Akzentstellung ändert sich durch angefügte Flexionsmorpheme(Glossar) nicht
    • sie hat einen rhythmisierenden, die prosodische(Glossar) Ausdrucksebene stärkenden Charakter
  • Wortakzent distinktiv
  • Akzent meistens auf erster Silbe oder Wortstammsilbe
       
  • Stellung des Akzentes verändert sich bei flektierten Formen
Vokale
  • Total 8 Vokal-Phoneme, 6 orale(Glossar) und 2 nasale(Glossar), mit 20 lautlichen Variabilitäten bei der Realisierung
  • Vokale werden kurz und offen gesprochen, ausser /i, u/
  • keine Unterscheidung nach lang/kurz und gespannt/ungespannt(Glossar)
  • keine gerundeten Vorderzungenvokale /œ, ø, y, ʏ/
  • Nasalvokale(Glossar) /ɛ̃, ɔ̃/ kommen nur vor den Lauten /s, z, ʃ, ʒ, x, v/
  • die Phoneme(Glossar) /ɛ, ɔ/ können auf drei- bzw. vierfache Weise ausgesprochen werden:
    • beide voll nasaliert(Glossar) vor Engelauten(Glossar), /ɔ/ auch im Wortauslaut
    • /ɛ/ schwach nasaliert(Glossar) im Wortauslaut
    • beide oral(Glossar) im Wortauslaut und das /ɛ/ vor Konsonanten /l, w/, das /ɔ/ nur vor /w/
    • als Verbindung von oralem(Glossar) /ɛ, ɔ/ + Nasalkonsonanten(Glossar) vor Plosiven(Glossar) und Affrikaten(Glossar)
  • kein Murmelvokal [ɐ] und keine vokalische Substitution [ə] für <r, -er>
  • Vorderzungenvokale [œ, ø] werden als [ɔ, ɛ] und [y, ʏ] als [u, i] realisiert
  • lange geschlossene(Glossar) Vokale werden kurz und offen(Glossar) gesprochen, was zu Verständigungsproblemen führt (bspw. <ihn> wird als <in> realisiert)
  • [e:] wird oft als [ej] realisiert, was bspw. aus <See> [zej] macht.
  • [ə, ɐ] werden vom Schriftbild <r, -er> als [ɛr], vom Höreindruck als [a] realisiert
    • Achtung: das [a] vom Höreindruck wird als <a> ins Schriftbild übernommen
  • Vokalverbindungen wie <ie, ei, au, eu> werden getrennt ausgesprochen, der /u/-Laut wird in solchen Kombinationen als [ɬ] realisiert
  • 16 Vokal-Phoneme
      
      
  • 3 Diphthonge: /aɪ ɔɪ aʊ/
  •   
      
  • Vokallänge: distinktiv(Glossar) 
      
  •   
  •   
      
  •   
      
    •   
        
    •   
    •   
        
    •   
        
        
  •   
      
  • Kehlkopfverschlusslaut(Glossar) bei vokalischem Wortanlaut /Ɂ/ üblich
  • Markierung der Vokalquantität in Form eines Dehnungs-h, ie oder ieh
Konsonanten
  • Total 36 Konsonantenphoneme, 24 harte, 12 weiche
    • weiche Konsonanten haben einen j-Beiklang (siehe auch Lautsystem Konsonanten weiter unten)
  • 8 Affrikaten(Glossar), 6 harte, 2 weiche
      
      
      
  • den polnischen Lauten [ç, ŋ] kommt kein Phonemstatus(Glossar) zu, sie gelten als Allophone(Glossar) des polnischen Phonems /x/
  • das Graphem(Glossar) <h> wird meist als [x] realisiert, in seltenen Fällen auch als [ç]
  • das polnische /r/ wird unabhängig von seiner Position als Zungenspitzen-[r] realisiert
      
  • die Phoneme(Glossar) /p, t, k/ werden nicht behaucht(Glossar), wodurch sie eher zu stimmlosen(Glossar) [b, d, g] tendieren
  • typische Auslautverhärtung(Glossar), ausser an Morphem(Glossar)- und Wortgrenze
  • das Graphem(Glossar) <h> wird als [x] realisiert, im Polnischen gibt es den Laut /h/ nicht, weshalb dieser oft auch nicht gehört wird. Er muss neu erlernt und klar vom /x/ unterschieden werden.
  • Polnisch Sprechende neigen zur Ersetzung des nasalen(Glossar) [ŋ] durch [n] oder sprechen das Graphem(Glossar) <ng> als [ng] aus. Fürs Lernen eignen sich Wörter mit der Kombination [ŋk] am besten.
  • für Polnisch Sprechende ungewöhnliche Lautverbindungen sind:
  • 21 Konsonanten
    •   
        
        
  • 2 klassische Affrikaten /ts, pf/, aber auch /tʃ/ kommt häufig vor, die stimmhaften /dz, dʒ/ kennen wir jedoch nicht oder nur in Fremdwörtern (wie bspw. <Gin>)
  • die Laute /n/ und /ŋ/ bilden zwei separate Phoneme
        
  •   
      
  • das Deutsche realisiert das Graphem <r> in drei R-Allophonen(Glossar), das Reibe-R [ʁ], das Zungenspitzen-R [r] und das Zäpfchen-R [ʀ]
  •   
      
      
  • typische Auslautverhärtung
      
  • zwei aufeinanderfolgende gleiche Konsonanten werden nur einmal gebildet (bspw. annehmen, im Mai, auffangen, ab Prag...)
Besonderheiten
  • die Sprechspannung der Mundmuskulatur ist im Polnischen geringer als im Deutschen.
  • Polnisch Sprechenden ist der Zungenspitzenkontakt im Mund bei der Lautbildung generell fremd
  • diverse polnische Buchstabenverbindungen (=Ligaturen) stehen für Laute, die im Deutschen bekannt sind, aber entweder durch andere Buchstaben(-folgen) repräsentiert werden oder keine Entsprechung haben
  • das Polnische zeigt eine regressive Assimilation(Glossar)
    • Ausschlaggebend ist der jeweils letzte Konsonant der Konsonantengruppe
    • gesamte Konsonantengruppe wird entweder stimmhaft oder stimmlos(Glossar), egal ob eine Wort- oder Silbengrenze vorliegt oder nicht
  •   
      
  •   
      
  •   
      
      
      
      
  • das Deutsche zeigt eine progressive Assimilation(Glossar)
    • Lippenstellung für die Produzierung des Vokals ist bereits beim vorangehenden Konsonanten vorhanden (bspw. bei <Kiel> vs. <kühl>)
    • die Konsonanten /b, d, g, v, z/ verlieren ihre Stimmhaftigkeit(Glossar), wenn sie einem stimmlosen Fortiskonsonanten(Glossar) folgen
Vokale im Polnischen
POLNISCH
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
i
u
halbhoch
ɨ
obermittelhoch
mittel
untermittelhoch
ɛ
ɔ
halbtief
tief
a
Vokale Polnisch & Deutsch
konstrastive Darstellung:
Polnisch
Überschneidung
  Deutsch 
ɛ̃ ɨ ɔ̃
i u ɛ ɔ a
y ɪ ʏ ʊ e ø
ə o ɛ: œ a:
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommende Vokal-Phoneme im Polnischen
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Polnischen
POLNISCH
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p pj   b bj
t tj   d dj
c   ɟ
k kj   g gj
nasal
m mj
n nj
ɲ
vibrant
r2
getippt / geschlagen
frikativ
f fj   v vj
s1   z1
ʃ2 ʃj   ʒ2 ʒj
ɕ   ʑ
x
lateral-frikativ
approximant
j
w
lateral-approximant
l
affrikate
ts   dz
tʃ tʃj   dʒ dʒj
tɕ   dʑ
Bei paarweisen Symbolen kennzeichnet das rechte den stimmhaften Konsonanten.
Konsonant + ʲ wird palatalisiert ausgesprochen, d.h. nach der Bildung des Konsonanten wird ein /j/ angedeutet, wodurch die Aussprache "weich" wird.
1 werden sonst als alveolar beschrieben
ʃ2, ʒ2 werden sonst als postalveolar beschrieben
Konsonanten Polnisch & Deutsch
kontrastive Darstellung:
Polnisch
Überschneidung
Deutsch
c ɟ ɲ
ɕ ʑ w
dz dʒ
tɕ dʑ
p b t d k g
m n r f v
s z ʃ ʒ
X j l
ts tʃ
Ɂ ʀ ç ŋ
x ʁ h
pf
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Salz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant im Polnischen
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
Polnisch
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Das Polnische kennt ebenfalls männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
Ob ein Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist, lässt sich häufiger an der Endung erkennen als im Deutschen.
Männliche Nomen haben in der Regel einen Konsonanten im Auslaut, weibliche Nomen -a oder -i und sächliche Nomen enden in der Regel auf -o, -e oder -ę
Bsp.:
  • pan, m. (Mann)
  • dom, m. (Haus)
  • kobieta, f. (Frau)
  • pani, f. (Dame)
  • kino, n. (Kino)
  • morze, n. (Meer)
  • zwierzę, n. (Tier)
Deutsch
Polnisch
Das Deutsche kennt den bestimmten und unbestimmten Artikel.
Im Polnischen gibt es weder den bestimmten noch den unbestimmten Artikel.
Deutsch
Polnisch
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Im Polnischen gibt es sieben Fälle. Zu den vier im Deutschen bekannten Fällen kommen folgende hinzu:
Instrumental
Dieser Fall wird unter anderem zum Ausdrücken von Hilfsmittel gebraucht. Zudem verlangen einige Präpositionen den Instrumental.
Bsp.:
  • Jadę samochodem do pracy. (sinngemäss: "Ich fahre mit dem Auto zur Arbeit.")
  • Mieszkam nad morzem. (sinngemäss: "Ich wohne am Meer.")
Lokativ 
Dieser Fall wird zusammen mit einer Präposition gebraucht um eine Ortsangabe zu machen.
Bsp.:
  • Na szafie leży kapelusz. (sinngemäss: "Auf dem Schrank liegt ein Hut.")
Vokativ
Dieser Fall wird beim Ansprechen einer Person oder in einem Ausruf verwendet.
Bsp.:
  • bracie! (wortwörtlich: "Oh Bruder!")
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Die Fälle sind wie im Deutschen zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Die Bildung der Fälle ist im Polnischen sehr komplex.
Im Polnischen wird zusätzlich eine Unterscheidung zwischen männlich unbelebten und männlich belebten Nomen gemacht. Das heisst, dass sich die Endung verändert je nach dem, ob das männliche Nomen belebt oder unbelebt ist.
Bsp.:
  • männlich belebt:
    pan (der Mann)
    pana (den Mann)
    panu (dem Mann)
  • männlich unbelebt:
    las (der Wald)
    las (den Wald)
    lasowi (dem Wald)
  • weiblich:
    noga (das Bein)
    nogę (das Bein)
    nodze (dem Bein)
  • sächlich:
    pole (das Feld)
    pole (das Feld)
    polu (dem Feld)
Die Wahl des Falls hängt unter anderem vom Verb und der Präposition ab.
Bsp.:
  • Das Verb "essen" verlangt den Akkusativ: " Der Vater isst den Apfel."
    Im Gegensatz dazu verlangt das Verb "schmecken" den Dativ: "Der Apfel schmeckt dem Vater."
  • Die Präposition "durch" steht vor einem Nomen im Akkusativ: "Ich laufe durch das Tor."
    Die Präposition "bei" kommt mit Nomen im Dativ vor: "Ich bin beim Arzt."
Die Wahl des Falls hängt ebenfalls vom Verb und der Präposition ab. Allerdings ist es möglich, dass dieselbe Präpostion oder dasselbe Verb in den beiden Sprachen jeweils einen anderen Fall verlangen.
Bsp.:
  • Die Präposition bez “ohne” verlangt im Polnischen den Genitiv, im Deutschen allerdings den Akkusativ.Poszedł bez parasola. (sinngemäss: "Er ging ohne Schirm los.")
Deutsch 
Polnisch
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Das Polnische kennt ebenfalls die Einzahl und die Mehrzahl.
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Der Plural wird ebenfalls grösstenteils mit Endungen gebildet. Einige Mehrzahlformen werden unregelmässig gebildet.
Bsp.:
  • doktor - dokotorzy (Arzt - Ärzte)
  • kziążka - kziążki (Buch - Bücher)
  • auto - auta (Auto - Autos)

4 Verb

Deutsch
Polnisch
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Das Verb steht grundsätzlich an zweiter Stelle. Die Wortstellung ist im Vergleich zum Deutschen aber aufgrund der starken Flexionen freier.
Das Subjekt kann zudem im Polnischen ausgelassen werden.
Bsp.: Subjektauslassung
-
Ich
Piszę
schreibe
list.
einen Brief.
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Das Polnische kennt die Verbendstellung im Gegensatz zum Deutschen im Nebensatz nicht.
Wiem,
(Ich) weiss,
że
dass
Robert
Robert
kupił
kaufte
nowy samochód.
ein neues Auto.
Deutsch
Polnisch
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • er/sie/es lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Im Polnischen stimmt das Verb wie im Deutschen mit dem Subjekt in Person und Numerus überein.
Im Präteritum stimmt das Verb im Gegensatz zum Deutschen zusätzlich zur Person und zum Numerus mit dem Genus überein.
Bsp.:

Präsens:
  • ja dam (ich gebe)
  • ty dasz (du gibst)
  • on/ona/ono da (er/sie/es gibt)
  • my damy (wie geben)
  • wy dacie (ihr gebt)
  • oni dadzą (sie geben)
 
Präteritum:
  • ja dałem (ich gab: männliches Subjekt) 
  • ja dałam (ich gab: weibliches Subjekt)
  • ty dałeś (du gabst: männliches Subjekt)
  • ty dałaś (du gabst: weibliches Subjekt)
Deutsch
Polnisch
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur.
Das Polnische kennt ebenfalls das Präsens und das Präteritum.
Das Perfekt gibt es im Polnischen nicht.
Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Polnische zwei Futurformen.
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Das einfache Futur:
Es drückt aus, dass die Handlung in der Zukunft abgeschlossen ist. Es wird mit den Präsensendungen und dem sogenannten perfektiven Stamm gebildet. Der perfektvie Stamm zeigt an, dass eine Handlung vollendet ist
Bsp.:
  • Jutro napiszę ten list. (sinngemäss: "Morgen werde ich diesen Brief geschrieben haben.")
Das zusammengesetzte Futur:
Es bezieht sich auf unvollendete Handlungen und Zustände in der Zukunft. Es wird mit dem Hilfverb być “sein” und dem Infinitv oder der 3.Person Sg./Pl. Präteritum des imperfektiven Verbstamms gebildet. Der imperfektive Verbstamm zeigt an, dass die Endung nicht vollendet wurde.
Bsp.:
  • Będę pisać ten list. (sinngemäss: "Ich werde an diesem Brief schreiben.")
Deutsch
Polnisch
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen.
Das Polnische kennt im Gegensatz zum Deutschen keine Verbklammer. Vorsilben werden nicht abgetrennt und die verbalen Teile stehen nebeneinander im Satz. Allerdings können Adverbien zwischen die verbalen Teile gesetzt werden.
Bsp.:
Paweł
Pawel
umie
kann
mówić
sprechen
po włosku.
Italienisch.
Paweł
Pawel
umie
kann
także
auch
swobodnie
fliessend
mówić
sprechen
po hiszpańsku.
Spanisch.
Das Polnische kennt im Unterschied zum Deutschen eine zusätzliche grammatische Kategorie, den Aspekt. Ein Verb besitzt einen vollendeten (perfektiven) und einen unvollendeten (imperfektiven) Stamm mit derselben Grundbedeutung. Der vollendete Aspekt drückt eine Handlung in ihrer Einmaligkeit und/oder in ihrem Ergebnis aus. Der unvollendete Aspekt hingegen bezeichnet eine Handlung in ihrem Verlauf, ihrem Andauern oder in ihrer Wiederholung.
Bsp.:
  • Vollendeter Aspekt: On chce napisać list. (“Er will den Brief schreiben.” - mit Absicht den Brief zu Ende zu schreiben)
  • Unvollendeter Aspekt: On chce pisać list. (“Er will den Brief schreiben” - Fokus auf der Tätigkeit, ohne das Ende näher zu bestimmen.)

5 Satzbau

Deutsch 
Polnisch
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Die Reihenfolge der Satzglieder im polnischen Hauptsatz ist ebenfalls: Subjekt-Verb-Objekt.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Das Verb steht grundsätzlich an zweiter Stelle im Satz. Die Wortstellung ist im Vergleich zum Deutschen aufgrund der starken Flexionen freier.
Das Subjekt kann zudem im Polnischen ausgelassen werden.
Bsp.: Subjektauslassung
-
Ich
Piszę
schreibe
list.
einen Brief.
Deutsch
Polnisch
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Das Polnische kennt die Verbendstellung im Gegensatz zum Deutschen im Nebensatz nicht.
Bsp.:
Wiem,
(Ich) weiss,
że
dass
Robert
Robert
kupił
kaufte
nowy samochód.
ein neues Auto.
Deutsch
Polnisch
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Im Polnischen unterscheidet man ebenfalls zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle im Satz und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Kommst du mit?
Die Entscheidungsfrage wird mit der Partikel czy eingeleitet. Sie kann auch ohne die Partikel, nur mit der Intonation verdeutlicht werden.
Dabei gibt es im Unterschied zum Deutschen keine Inversion von Subjekt und Verb.
Bsp.:
Czy
-
pan
Sie
ma
haben
psa?
einen Hund?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Die Ergänzungsfrage wird mit einem Fragepronomen oder einem Frageadverb eingeleitet. Die Wortstellung des Hauptsatzes wird im Unterschied zum Deutschen dabei beibehalten.
Bsp.:
Co
Was
on
er
chciał
wollte
powiedzieć?
sagen?
Deutsch
Polnisch
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch. Das Nomen wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Die Stellung der Satzglieder ist im Polnischen freier. So kann eine Topikalisierung mit oder auch ohne Inversion gebildet werden.
Bsp.: 
On
Er
mnie
mir
się słucha.
gehorcht.
Mnie
Mir
słucha się
gehorcht
on.
er.
Mnie
Mir
on
er
 się słucha.
 gehorcht.

6 Schriftsystem

Im Polnischen wird wie im Deutschen das lateinische Alphabet verwendet. Deshalb werden Beispiele auf dieser Seite mit dem Schriftsystem des Polnischen wiedergegeben.
Zur Orientierung eine Übersicht der Grapheme, die nicht mit dem Deutschen übereinstimmen.
Polnische Grapheme
Aussprache im Deutschen
ą
nasaliertes o (wie in "Bonbon")
ę
nasaliertes e (wie in "Cousin")
y
ähnlich wie das i in “Mitte”
c
ts
ć / ci
weiches1 tsch (wie in "Entchen")
cz
tsch (wie in "klatschen")
dz
stimmhaftes ds
stimmhaftes dsch, wie in Dschungel
weiches stimmhaftes tsch
ł
wie das englische w in “weather” 
ń / ni
weiches n (wie in “Cognac”)
ó
u
rz
stimmhaftes sch (wie in “Journal”)
ś / si
weiches sch, ein wenig stärker gezischt
sz
stimmloses sch, wie in “Schule”
y
ähnlich wie das i in “Mitte”
ż
stimmhaftes sch (wie in "Journal")
ź / zi
stimmhaftes, weiches sch
                                                      1 weich bedeutet, dass der Konsonant einen j-Beiklang erhält, bzw. palatalisiert wird.
                                                      Tabelle entnommen aus Jelen, 2011, S. 3/4; Lewicki, 2015, S. 8
Das Polnische kennt andere Regeln zur Gross- und Kleinschreibung als das Deutsche. Alle Wörter werden klein geschrieben. Ausnahmen sind: Eigen-, Orts und Ländernamen sowie Bezeichnungen für Institutionen und Feste, Anreden in Briefform und Satzanfänge.

7 Quellen

  • International Phonetic Association. The International Phonetic Alphabet and the IPA Chart. Zugriff am 21.09.2022 unter https://www.internationalphoneticassociation.org/content/ipa-chart
  • Jelen, M. (2011). proDaZ - Sprachbeschreibung Polnisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 19.10.2022 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_polnisch.pdf
  • Morciniec, Norbert (1990). Das Lautsystem des Deutschen und des Polnischen. Heidelberg: Julius Groos Verlag.
  • Müller, U. (2006). Polnisch. Phonetik International - Kontrastive Studien für Deutsch als Fremdsprache. Nach Ausgabe 2006 von "Phonetik international von Afrikaans bis Zulu" - Heidrun Popp - Verlag. Zugriff am 18.10.2022 unter https://research.uni-leipzig.de/agintern/phonetik/phonlehre_700a.htm
  • Tworek, Artur (2012). Einführung in die deutsch-polnische vergleichende Phonetik. Dresden: Neisse Verlag.
  • Bingel, M. (2014). Polnisch Slang. Das andere Polnisch. Bielefeld: Peter Rump GmbH.
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Jelen, M. (2011). proDaZ - Sprachbeschreibung Polnisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 01.04.2018 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_polnisch.pdf.
  • NN. Hochschule für Telekommunikation Leipzig (2018). HfTL German course 8. Zugriff am 13.05.2018 unter http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=1091.
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Lewicki, R. (2015). Pons. Grammatik kurz & bündig. Polnisch (4. Aufl.). Stuttgart: PONS GmbH.
  • Lubaś, W. & Molas, J. (2002). Polnisch. In G. Krenn & M. Okuka (Hrsg.), Lexikon der Sprachen des Europäischen Ostens (S. 367-389). Klagenfurt: Wieser Verlag.
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Schmidt, M. (2014). Sprachtherapie mit mehrsprachigen Kindern. Basel: Ernst Reinhardt Verlag.
  • Simons, G. F. & Fennig, Ch. D. (Hrsg.). (2018). Ethnologue: Languages of the World (21. Edition). Dallas: SIL International. Zugriff am 01.04.2018 unter https://www.ethnologue.com/language/pol.
  • Wróbel, A. (2016). Verbtabellen Polnisch (4.Aufl.). Stuttgart: PONS GmbH.

Zuletzt geändert: 3. Feb 2023, 16:33, Schlumpf, Tanja [schlumpf.tanja]