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Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

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Funktionen

Bosnisch-Kroatisch-Serbisch-Montenegrinisch (BKSM)

1 Allgemeine Informationen

Die vier Standardsprachen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Montenegrinisch (BKSM) sind südslawische Sprachen und gehören zum slawischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Die Abkürzung BKSM entspricht allerdings einem politischen Konstrukt, das im Alltag in dieser Form nicht benutzt wird. Die korrekte und allgemein akzeptierte Form ist die Bezeichnung der einzelnen Standardsprachen.
Das BKSM wird weltweit von ca. 22 Mio. Menschen gesprochen, von denen ca. 17. Mio. in den Ländern Bosnien, Kroatien, Serbien und Montenegro und der Rest als Minderheit in anderen Ländern (u.a. Schweiz, Österreich, Deutschland, Kanada) leben.
Die grössten Unterschiede zwischen den Sprachen BKSM bestehen bzgl. des Wortschatzes und in der Aussprache der Vokale, welche entweder ekavisch oder ijekavisch ist, d.h. der Vokal e wird entweder als „e“ oder als „ije“ ausgesprochen (Bsp.: „Milch“ mleko [Serbische Aussprache] vs. mlijeko [Bosnisch-Kroatisch-Montenegrinische Aussprache]). Zudem bedienen sich die Sprachen BKSM unterschiedlicher Schriftsysteme, nämlich dem lateinischen und dem kyrillischen Alphabet. Während das kyrillische Alphabet nur in Serbien, Montenegro und der Republika Srpska (serbischer Teil Bosniens) benutzt wird, findet das lateinische Alphabet in allen Ländern Anwendung, vor allem aber in Kroatien und Bosnien. Trotz der oben genannten Unterschiede haben die Sprecher des BKSM in der Regel keinerlei Mühe sich gegenseitig zu verständigen.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
BOSNISCH-KROATISCH-SERBISCH-MONTENEGRINISCH (BKSM)
DEUTSCH
Silben
  • Silbenkopf(Glossar) bis zu drei Konsonanten, Silbenkoda(Glossar) bis zu zwei Konsonanten, aber nur entweder im Silbenkopf oder im Silbenkoda möglich
  • bei Konsonantenhäufungen in der Mitte mehrsilbiger Wörter werden im Kroatischen einzelne Konsonanten entweder von der Silbe geteilt oder im Silbenkopf der nachfolgenden Silbe platziert
  • Silbenkopf bis zu drei Konsonanten, Silbenkoda bis zu fünf Konsonanten, dies auch gleichzeitig
       
  • Silbenkern kann ein Vokal oder Diphthong(Glossar) sein, sehr selten auch ein Sonorant
Prosodie
  • keine feststehende Akzentstelle
  • vier stellungsbedingte Akzenttypen, die sich bezüglich Länge der Vokale und Steigerung bzw. Senkung der Tonhöhe unterscheiden: lang fallend, kurz fallend, lang steigend, kurz steigend
    • einsilbige Wörter immer mit fallenden Akzenten
    • auf erster Silbe jeder Akzenttyp möglich
    • Silben im Wortinnern nur steigende Akzente
    • letzte Silbe im Wort hat nie einen Akzent
  • Die oben beschriebenen Muster werden auch im Deutschen eingesetzt, was zum melodisch fremdsprachlichen Akzent führt.
Vokale
  • Vokallänge nicht distinktiv(Glossar)
  • das Graphem(Glossar) <r> wird sowohl als Konsonanten wie auch als Vokal angesehen
    • übernimmt in Wörtern, die ohne Vokal auskommen, dessen Funktion (bspw. <prst> = Finger)
  • können Ü-Laute [y ʏ] nur schwer von den Lauten [i ɪ] und Ö-Laute [ø œ] nur schwer von den Lauten [e ɛ ɛ:] unterscheiden
  • Diphthonge(Glossar) werden zweisilbig realisiert (bspw. <Europa> als [ɛ-urɔpa])
  • 16 Vokal-Phoneme
  • 3 Diphtonge: /aɪ ɔɪ aʊ/
  • Vokallänge distinktiv
Konsonanten
  • 25 Konsonanten
    • Montenegrinisch zusätzlich /ʑ, ɕ/
  • keine Auslautverhärtung(Glossar), Stimmhaftigkeit des Konsonanten nimmt sogar eine distinktive(Glossar) Funktion ein
  • keine Doppelkonsonanz(Glossar): treffen zwei gleiche Konsonanten aufeinander, kommt es zur kontrahierten Form durch Ausfall eines Konsonanten
  • Konsonanten können entweder weich oder hart ausgesprochen werden und beeinflussen sich gegenseitig. Ausnahmen:
    • /tɕ, dʑ, ʎ, ɲ/ nur weich
    • /dʒ/ nur hart
  • zwei Arten der Palatalisierung(Glossar)
    • /k, g, h/ werden vor einen <-e> und teilweise vor einen <-i> palatalisiert
    • Vokale /ɛ, i/ führen zu Konsonantenänderungen (= Sibilarisierung)
  • die Sonoranten(Glossar) /ʋ, r, j, l, ʎ, n, ɲ, m/ können eine silbenbildende Funktion übernehmen
  • 21 Konsonanten
      
  • stimmlose Plosive werden deutlich aspiriert
  • typische Auslautverhärtung
      
      
  • Doppelkonsonanz, dient auch zur Kennzeichnung der Kürze des vorangehenden Vokals
      
Besonderheiten
  • regressive Assimilation(Glossar): der erste Konsonant richtet sich nach der Stimmhaftigkeit(Glossar) des auf ihn folgenden Konsonanten 
  • verschiedene Schriftbildinterferenzen:
    • <v> wird ausschliesslich als [v] gelesen
    • <z> wird ausschliesslich als [z] gelesen
    • Diphthonge und Graphemhäufungen (bspw. <sch> oder <ch>) werden als Einzellaute gelesen
  • progressive Assimilation: der zweite Konsonant richtet sich nach der Stimmhaftigkeit des ersten Konsonanten
Vokale im BKSM
BKSM
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
i
u
halbhoch
obermittelhoch
mittel
untermittelhoch
ɛ
ɔ
halbtief
tief
a
Vokale BKSM & Deutsch
konstrastive Darstellung:
BKSM
Überschneidung
  Deutsch 
i u ɛ ɔ a
ɪ y ʏ ʊ e ɛ: ø œ o ə a:
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommende Vokal-Phoneme in den BKSM-Sprachen
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Bosnisch-Kroatisch-Serbisch-Montenegrinisch (BKSM)
BKSM
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p   b
t   d
k   g
nasal
m   n
ɲ
vibrant
r
getippt / geschlagen
frikativ
f   v
s   z
ʃ   ʒ
x
lateral-frikativ
approximant
j
lateral-approximant
l
ʎ
affrikate
dʑ  tɕ  tʃ  dʒ  ts
allfällige Bildunterschrift (falls nicht, diesen Platzhalter löschen)
Konsonanten BKSM & Deutsch
kontrastive Darstellung:
BKSM
Überschneidung
Deutsch
ʎ ɲ
dʑ tɕ dʒ
p b t d k g m n
r f v s z ʃ ʒ l j x
tʃ ts
Ɂ ʀ ç ŋ
X ʁ h pf
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Salz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant in den BKSM-Sprachen
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
BKSM
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Wie das Deutsche kennt auch das BKSM männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
Im Gegensatz zum Deutschen ist im BKSM in der Regel an der Endung erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist.
Bsp.:
  • krevet, m. (Bett)
  • kuca, f. (Haus)
  • oko, n. (Auge)
Deutsch
BKSM
Das Deutsche kennt den bestimmten ("der", "die" oder "das") und unbestimmten ("ein" oder eine") Artikel.
Im Gegensatz zum Deutschen gibt es im BKSM keine Artikel – weder bestimmte noch unbestimmte.
Deutsch
BKSM
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Das BKSM besitzt sieben verschiedene Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ, Dativ, Vokativ, Instrumental und Lokativ.
Vokativ:
Der Vokativ dient im BKSM der Markierung der Anrede. 
Bsp.:
  • brate (Bruder!)
Instrumental:
Der Instrumental markiert das Mittel oder das Werkzeug, mit dem eine Handlung ausgeführt wird.
Bsp.:
  • letjeti avionom (wortwörtlich: "Mit dem Flugzeug fliegen.")
Lokativ:
Der Lokativ dient der Markierung eines Ortes oder der Zeitangabe. Der Lokativ kommt in der Regel mit einer Präposition vor. 
Bsp.:
  • macka voli lezati na krevetu (wortwörtlich: "Die Katze mag liegen auf dem Bett.")
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Im BKSM wird der Kasus durch Endungen markiert. 
Bsp.:
  • selo (das Dorf)
  • sela (des Dorfes)
  • selu (dem Dorf)
  • selo (das Dorf)
  • sela (die Dörfer)
Die Wahl des Falls hängt unter anderem vom Verb und der Präposition ab.
Bsp.:
  • Das Verb "essen" verlangt den Akkusativ: " Der Vater isst den Apfel." Im Gegensatz dazu verlangt das Verb "schmecken" den Dativ: "Der Apfel schmeckt dem Vater."
  • Die Präposition "durch" steht vor einem Nomen im Akkusativ: "Ich laufe durch das Tor." Die Präposition "bei" kommt mit Nomen im Dativ vor: "Ich bin beim Arzt."
Die Wahl des Falls hängt von denselben Faktoren wie im Deutschen ab. Allerdings ist es möglich, dass dieselbe Präposition oder dasselbe Verb in den beiden Sprachen jeweils einen anderen Fall verlangen.
Bsp.:
  • Das Verb radovati se „sich freuen“ verlangt den Dativ: ja ti se radujem „ich freue mich dir“.
  • Die Präposition oko „um...herum“ steht vor einem Nomen im Genitiv: oko kuce „um das Haus (herum)“.
Deutsch 
BKSM
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Wie im Deutschen stehen die Nomen im BKSM entweder im Singular oder im Plural.
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Singular und Plural werden im BKSM durch Endungen markiert. 
Bsp.: 
  • koleno (Knie) - kolena (Knie)
  • zaba (Frosch) - zabe (Frösche)
  • polje (Feld) - polja (Felder)

4 Verb

Deutsch
BKSM
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legteden Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Wie im Deutschen steht das Verb im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.: 
Mi
Wir
putujemo
reisen
u Zagreb
nach Zagreb. 
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Anders als im Deutschen kennt das BKSM die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das Verb steht - wie im Hauptsatz - an zweiter Stelle. 
Bsp.: 
Oni 
Sie
su rekli
haben gesagt
da
dass
će krenuti
werden (sie) losfahren 
u jutro. 
am Morgen.
Deutsch
BKSM
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • er/sie/es lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Wie im Deutschen stimmt das finite Verb in Person und Numerus mit dem Subjekt überein. Bei den zusammengestzten Zeitformen (z.B. im Perfekt) stimmt das finite Verb zusätzlich nach Genus mit dem Subjekt überein. 
Bsp.: 
Präsens
  • radim (ich arbeite)
  • radis (du arbeitest)
  • radi (er/sie arbeitet)
  • radimo (wir arbeiten)
  • radite (ihr arbeitet)
  • rade (sie arbeiten)
Perfekt: 
  • ja sam radi(ich habe gearbeitet: männliches Subjekt)
  • ja sam radila (ich habe gearbeitet: weibliches Subjekt)
  • mi smo radili (wir haben gearbeitet: männliches Subjekt)
  • vi ste radile (wir haben gearbeitet: weibliches Subjekt)
Deutsch
BKSM
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur. 
Das BKSM kennt ebenfalls unter anderem die Zeitformen Präsens, Perfekt und Futur. Im Gegensatz zum Deutschen wird das Präteritum fast nicht mehr gebraucht.
Hinzu kommt die im Deutschen unbekannte Zeitform Aorist.

Aorist
Der Aorist drückt aus, dass die Handlung in der Vergangenheit abgeschlossen ist. Wie das Präteritum verschwindet auch der Aorist immer mehr aus der Umgangssprache. Einzig im literarischen Kontext findet er noch Verwendung. 
Bsp.: 
  • pokucah i uđoh u sobu, ali me vi ne čuste.(wortwörtlich: “Ich klopfte und betrat das Zimmer, aber ihr hörtet mich nicht.”)
Perfekt:
Das Perfekt wird entweder mit dem Hilfsverb "haben" oder "sein" und dem Partizip Perfekt gebildet. Das Hilfsverb "sein" wird in der Regel bei einem Orts- oder Zustandswechsel verwendet.
 
Bsp.:
  • Er ist ins Kino gegangen.
  • Sie hat den Apfel gegessen.
Perfekt:
Das Perfekt im BKSM ist die meist verwendete Zeitform der Vergangenheit.

Das Perfekt im BKSM ist eine zusammengesetzte Zeitform, die – im Gegensatz zum Deutschen – immer mit dem Hilfsverb „sein“ (Bedeutung: "haben" und "sein") gebildet wird.
Bsp.:
  • Mi smo napisali pismo.(wortwörtlich: "Wir haben geschrieben Brief.")
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Futur:
Die Bildung des Futurs unterscheidet sich in den Sprachen BKSM leicht voneinander. 

Kroatisch
Das Futur im Kroatischen wird mit der Kurzform des Hilfsverbs htjeti „wollen“ und dem Infinitiv gebildet. 
Bsp.: 
  • On će gleadti film. (wortwörtlich: "Er will schauen Film.")
Serbisch
Im Serbischen mit der Kurzform des Hilfsverbs hteti  „wollen“, der Partikel da und dem Verb im Präsens.
Bsp.: 
  • On će da gleda film. (wortwörtlich: "Er will zu schaut Film.")
 
Deutsch
BKSM
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen
Das BKSM kennt die Verbklammer nicht. Die verbalen Teile bleiben zusammen.
Bsp.: 
Svi
Alle
su otišli 
sind gegangen
na more.
ans Meer. 

5 Satzbau

Deutsch 
BKSM
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Die Reihenfolge der Satzglieder ist wie im Deutschen: Subjekt-Verb-Objekt.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Wie im Deutschen steht das Verb an zweiter Stelle im Satz.
Bsp.: 
Mi
Wir
putujemo
reisen
u Zagreb.
nach Zagreb. 
Deutsch
BKSM
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Anders als das Deutsche kennt das BKSM die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das Verb steht - wie im Hauptsatz - an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Oni
Sie 
su rekli
haben gesagt
da
dass
će krenuti
werden (sie) losfahren
u jutro. 
am Morgen. 
Deutsch
BKSM
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Wie im Deutschen unterscheidet man auch im BKSM zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen. 
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Kommst du mit?
In Entscheidungsfragen steht das finite Verb an erster Stelle im Satz, gefolgt von der Partikel li.
Bsp.: 
Znaš
Kennst
li
-
ti
du
Zlatka?
Zlatko?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Ergänzungsfragen verlangen wie im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das finite Verb bleibt an zweiter Stelle, das Subjekt wird dem finiten Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.: 
Kad
Wann
je
ist
ona
sie
došla?
gekommen?
Deutsch
BKSM
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch (Inversion von Subjekt und Verb).
 
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Topikalisierung ist auch im BKSM möglich. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
Hauptsatz ohne Topikalisierung
Marta
Marta
je bila
ist gewesen 
kod lekara.
beim Arzt. 
Bsp.: 
Hauptsatz mit Topikalisierung:
Danas
Heute
je
ist
Marta
Marta
bila
gewesen
kod lekara. 
beim Arzt.

6 Schriftsystem

Da sich die Sprachen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Montenegrinisch zweier verschiedener Schriftsysteme (lateinische und kyrillische Schrift) bedienen, wurden die Beispiele auf dieser Seite mit der lateinischen Schrift ins Deutsche übersetzt. Die Beispiele stammen alle aus Werken, die sich nach den Richtlinien der deutschen Bibliothekstransliteration orientieren, d.h. eine Umschrift verwendet, die diakritische Zeichen (wie š, ž, ć usw.) beinhaltet. Deshalb folgt eine Transkription der Grapheme des BKSM in die Deutsche Sprache.
Zur Orientierung eine Übersicht der Grapheme, die nicht mit dem Deutschen übereinstimmen.
BKSM Grapheme
Aussprache im Deutschen
v
w
đ
dj
ž
stimmhaftes sch, wie g in Etage
z
stimmhaftes s, wie in Rose
ź
zj (stimmhaftes sj)
s
ss stimmhaftes s, wie in Ross
ś
sj (stimmloses sj)
ć
tschj (vgl. tch in Brötchen, tja)
h
kann als h oder ch ausgesprochen werden
c
z wie in Zug
č
tsch
dsch (d + stimmhaftes sch)
š
sch (stimmlos)
                                                                                  Tabelle entnommen aus Ionov, 2013, S. 89-90
Das BKSM kennt andere Regeln zur Gross- und Kleinschreibung als das Deutsche. Alle Wörter werden klein geschrieben.
Ausnahmen sind: Eigennamen, Satzanfänge, und Abkürzungen. 

7 Quellen

  • Bildungsserver Berlin-Brandenburg (2016). Informationen zu den Sprachen Albanisch, Arabisch, Bosnisch/Kroatisch/Serbisch, Kurdisch, Persisch. Zugriff am 07.10.2022 unter https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/themen/sprachbildung/Durchgaengige_Sprachbildung/Tagungen_Sprachbildung/Mehrsprachigkeit_2016/Sprachen_Infoplakate.pdf
  • Gall, J. (2020). Bosnisch-Kroatisch-Serbisch-Montenegrinisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - Meine Sprache. Handbuch zu 19 Migrationssprachen und zu Deutsch (S. 32-38). Zürich: Lehrmittelverlag
  • Gall, J., Möhl, A., Antic, J. & Odrljin, D. (2021). Interkomprehension BKMS-Russisch. Pressbook Universität Zürich, Zugriff am 15.11.2022 unter https://dlf.uzh.ch/openbooks/interslav/
  • Havkic, A. (2016). proDaZ - Sprachbeschreibung Kroatisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 15.11.2022 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_kroatisch.pdf
  • Havkic, A. & Preljevic, L. (2016). proDaZ - Sprachbeschreibung Serbisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 15.11.2022 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_serbisch.pdf
  • International Phonetic Association. The International Phonetic Alphabet and the IPA Chart. Zugriff am 21.09.2022 unter https://www.internationalphoneticassociation.org/content/ipa-chart
  • Kurtic, E., Aljukic, B. & Rekic-Tufekcic D. (2015). proDaZ - Sprachbeschreibung Bosnisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 15.11.2022 unter https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/sprachbeschreibung_bosnisch_neu.pdf
  • Müller, U., Chudoba, G. (2006). Bosnisch, Kroatisch, Serbisch. Phonetik International - Kontrastive Studien für Deutsch als Fremdsprache. Nach Ausgabe 2006 von "Phonetik international von Afrikaans bis Zulu" - Heidrun Popp - Verlag. Zugriff am 18.10.2022 unter https://research.uni-leipzig.de/agintern/phonetik/phonlehre_700a.htm
  • Alanović, M., Đurović, A., Engel, U. & Srdić, S. (2014). Deutsch-serbische kontrastive Grammatik. Teil I Der Satz. München: Otto Sagner.
  • Alanović, M., Đurović, A., Engel, U. & Srdić, S. (2014). Deutsch-serbische kontrastive Grammatik. Teil II Das Nomen und der Nominale Bereich. München: Otto Sagner.
  • Alanović, M., Đurović, A., Engel, U. & Srdić, S. (2014). Deutsch-serbische kontrastive Grammatik. Teil III Verb und Verbalkomplex. München: Otto Sagner.
  • Engel, U. & Mrazović, P. (1986). Kontrastive Grammatik Deutsch-Serbokroatisch. München: Otto Sagner.
  • Gall, J. (2013). Bosnisch/Kroatisch/Serbisch/Montenegrinisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 32-38). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich. 
  • Havkić, A. & Preljević, L. proDaZ - Sprachbeschreibung Serbisch. Universität Duisburg - Essen. Zugriff am 28.04.2018 unter https://www.uni-due.de/prodaz/einzelsprachen.php.
  • NN. Hochschule für Telekommunikation Leipzig (2018). HfTL German course 8. Zugriff am 13.05.2018 unter http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=1091.
  • Ionov, A. (2013). Russisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 84-92). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Kordić, S. (1997). Serbo-Croatian. München, Newcastle: LINCOM EUROPA.
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Kunzmann-Müller, B. (2016). Die kroatische Sprache der Gegenwart. Beschreibung der Hauptwortarten nach grammatischen Kategorien. Hamburg: Helmut Buske Verlag.
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Težak, S. & Babić, S. (2009). Gramatika hrvatskoga jezika. Priručnik za osnovno jezično obrazovanje (17. Aufl.). Zagreb: skolska knjiga.
  • Viereck, W., Viereck, K. & Ramisch, H. (2002). dtv-Atlas Englische Sprache. München: Deutscher Taschenbuchverlag.
  • Zybatow, L. (2000). Sprachwandel in der Slavia. Die slavischen Sprachen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Ein internationales Handbuch. Frankfurt am Main: Peter Lang.

Zuletzt geändert: 8. Feb 2023, 17:33, [piccirelli-giontsis.nathalia]