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Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

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Tamil

1 Allgemeine Informationen

Das Tamil ist eine dravidische Sprache. Weltweit zählt das Tamil ca. 77 Mio. Sprecher. Ausser in Tamil Nadu wird das Tamil in Sri Lanka, Malaysia, Singapur und Südafrika gesprochen. Zudem finden sich tamilische Minderheiten in Indien, in den USA, Kanada, Europa und Australien. Das Tamil wird unterteilt in Alt-Tamil, Mittel-Tamil und Modern-Tamil. In unserem Sprachverleich werden stets Beispiele aus dem Modern-Tamil gebraucht. 
Das Tamil besitzt Diglossie, d.h. es wird unterschieden zwischen einer gesprochenen Sprache und einer Schriftsprache. Die gesprochene Sprache und die Schriftsprache divergieren vor allem bzgl. phonologischer Aspekte. Die gesprochene Sprache kann nach geographischen Gesichtspunkten und abhängig von der sozialen Schicht weiter in eine grosse Anzahl an Dialekten unterteilt werden. Diese unterscheiden sich vor allem auf phonologischer, lexikalischer und morphologischer Ebene voneinander. Zudem hat sich das Tamil im letzten Jahrhundert vor allem im lexikalischen Bereich durch sog. Lehnwörter aus dem Sanskrit und dem Englischen verändert.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
TAMIL
DEUTSCH
Silben
  • häufigste Silbenstruktur(Glossar): KV
      
  • nur jeweils ein Konsonant am Silbenkopf(Glossar) wie auch in der Silbenkoda(Glossar) möglich
  • Konsonantenhäufungen vor allem in Lehn- und Fremdwörtern
    • Tilgung von Konsonanten
    • Einfügen von Sprossvokalen(Glossar) im An- In- und Auslaut, bspw. <Frau> /farau/, <klein> /kilein/
  • Palatalisierung(Glossar) von anlautenden Vokalen zwecks Wahrung der KV-Silbenstruktur, bspw. <Arzt> [ʲauto]
  • bei Vokalauslaut voranstellen des Approximanten(Glossar) [w]
  • Sprossvokale im Auslaut nach auslautendem Konsonanten sind häufig /i/ und /u/
  • komplexe Silbenstruktur mit Konsonantenhäufungen
  • Silbenkopf bis zu drei Konsonanten, Silbenkoda bis zu fünf Konsonante
Prosodie
  • Wortakzent nicht distinktiv(Glossar)
  • beobachtet wird eine leichte Hervorhebung zumeist auf der ersten Silbe, dies ist allerdings nicht als richtiger Akzent zu werten
  • k.A zu Wortgruppenakzent(Glossar),  Sprachmelodie und Rhythmus
Es besteht kein wissenschaftlicher Konsens bezüglich der Existenz von Wort- und Wortgruppen Akzenten und dazugehörigen Regeln.
  • Wortakzent distinktiv
  • Akzent meistens auf erster Silbe oder Wortstammsilb
Vokale
  • 5 Vokal-Phoneme(Glossar), jeweils kurz/lang
  • 2 Diphthonge(Glossar), /aɪ aʊ/
    werden als kurzer Vokal realisiert
  • Vokallänge(Glossar) nicht distinktiv(Glossar)
    in Abhängigkeit von der Position aber kurz oder lang realisiert
  • kein Glottisplosiv(Glossar) /ʔ/ bei vokalischem Wortanlaut, stattdessen Palatalisierung(Glossar) von anlautenden Vokalen mit [ʲ]
  • keine Ü- und Ö-Laute(Glossar)
    Ersetzung durch /u/ und /o/
  • Ä-Laut fehlt, /a/ im Auslaut wird aber als [ɛ] gesprochen
  • Nasalierung(Glossar) des Vokals am Wortende bei Vokal + /n/
    bspw. /avan/ (dieser Mann) wird [avã]
  • leichte Anpassung von kurzen anlautenden Vokalen, wenn medial /a/ oder /aɪ/ steht
  • 16 Vokal-Phonem
  • 3 Diphthonge: /aɪ ɔɪ aʊ/  
      
  • Vokallänge distinktiv  
      
      
  • Glottisplosiv /ʔ/ bei vokalischem Wortanlaut
      
      
  • Ü- und Ö-Laute
      
Konsonanten
  • 20 Konsonanten
    Inventar besteht aus einem Kern (urspr. altes Tamil) und einem Randinventar /b, d, g, ɲ, dʒ/ zur Aussprache von Lehn- und Fremdwörtern
  • alle Konsonanten sind auch als Doppelkonsonanten(Glossar) (lang) Phoneme(Glossar) mit Ausnahme /r/ und /z/
  • keine Auslautverhärtung(Glossar)
      
  • retroflexe Konsonanten: Zunge wird bei Artikulation nach hintengerollt, bspw wie /r/ im engl. <are>
  • /f/ fehlt und wird mit /p/ verwechselt oder substituiert
  • /s/ im Anlaut oft als /ʃ/ oder /z/ ausgesprochen
  • /k/ wird je nach Position als /ç/ oder /g/ ausgesprochen
  • 21 Konsonanten
      
      
      
  • Länge von Konsonanten nur sekundäres Merkmal, Vokallänge ist wichtiger
      
  • stimmlose Plosive werden deutlich aspiriert
      
      
  • R-Vokalisierung
  • Auslautverhärtung in Silbenkoda(Glossar) und Wortende
Besonderheiten
  • Zusätzlich zum Hauptinventar 5 Grantha-Konsonanten aus dem Sanskirt /ka, na, ca, ja, ña/
  • zahlreiche Positionsbeschränkungen der Konsonanten, die wichtigsten sind:
    • keine alveolaren(Glossar) Laute /t, d, n, l, s/ im Anlaut
    • im Auslaut nur /n, m/ oder /l/
Vokale im Tamil
Tamil
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
i iː
u uː
halbhoch
obermittelhoch
mittel
 e eː
o oː
untermittelhoch
halbtief
tief
a aː
Vokale Tamil & Deutsch
konstrastive Darstellung:
Tamil
Überschneidung
  Deutsch 
iː eː uː oː
i e a aː
u o
aɪ aʊ
ɪ ɛ ɛː y ʏ
ø œ ə
ʊ ɔ
ɔɪ
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommende Vokal-Phoneme in Tamil
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Tamil
Tamil
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p (b)1
2 (d̪)
ʈ (ɖ)
k (ɡ)
nasal
m
n
ɳ
(ɲ)
vibrant
getippt / geschlagen
ɾ
frikativ
s
lateral-frikativ
approximant
w
               ɻ             j
lateral-approximant
l
ɭ
affrikate
tʃ (dʒ)
1 in Klammern ( ) sind Laute, die nicht zum Kerninventar gehören, sondern zur Aussprache von Lehn- und Fremdwörtern eingeführt wurden.
2 die eckige Klammer ̪  siɡnalisiert eine dentale Aussprache der Laute
Konsonanten Tamil & Deutsch
kontrastive Darstellung:
Tamil
Überschneidung
Deutsch
ʈ ɖ ɳ ɲ
ɾ w ɭ
p b t d k g
m n s j l
ʔ ŋ f v r ʀ    
 z ʃ ç x χ
 ʁ h pf ts
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Salz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant in Tamil
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
Tamil
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Das Tamil kennt wie das Deutsche männliche, weibliche und sächliche Nomen. Sächliche Nomen sind ausschliesslich für Dinge und männliche und weibliche Nomen für Menschen reserviert. 
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
In der Regel ist an der Endung erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist.
Bsp.:
  • maanavan, m. (der Student)
  • maanavi, f. (die Studentin)
  • kal, n. (der Stein)
Deutsch
Tamil
Das Deutsche kennt den bestimmten und unbestimmten Artikel.
Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Tamil keinen bestimmten und unbestimmten Artikel. 
Bestimmter und unbestimmter Artikel werden vor das Nomen gesetzt.
Bestimmter Artikel:
Der bestimmte Artikel lautet “der”, “die” oder “das”.
Unbestimmter Artikel:
Den unbestimmten Artikel gibt es nur im Singular: “ein” oder “eine”.
Deutsch
Tamil
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Das Tamil kennt fünf zusätzliche Fälle: Instrumental, Soziativ, Lokativ, Ablativ und Vokativ. 
Soziativ:
Der Soziativ wird verwendet, um zu markieren, dass mehrere Referenten innerhalb eines Satzes in gleicher Weise involviert sind. 
Bsp.: 
  • penaavooru/-utan oru pustakam kiizee vizuntatu ("Zusammen mit dem Stift ist ein Buch heruntergefallen")
Lokativ
Die häufigsten Funktionen des Lokativs sind: Ortsangabe, Zeitangabe, räumliche Beziehungen, Ursprung der Bewegung, Ziel der Bewegung. 
Bsp.: 
  • kurivi marattil utkaarkiratu ("Vogel auf dem Baum sitzt")
Ablativ
Der Ablativ markiert die Bewegungsquelle und die Trennung von einer Person oder einem Gegenstand sowie die Auswahl aus einer Menge. 
Bsp.: 
  • kumaar kooyililiruntu vantaan ("Kumar vom Tempel ist gekommen")
  • kumaar appaavai neruppiliruntu puliyitamiruntu kaappaarrinaan ("Kumar den Vater vor dem Feuer hat beschützt")
  • kumaar maanavarkaliliruntu oru naavanait teerntetuttaan ("Kumar von Studenten als ein guter wurde ausgewählt")
Instrumental
Die häufigsten Funktionen des Instrumentals sind: das Mittel oder das Werkzeug, mit dem eine Handlung ausgeführt wird; der Grund, aus dem eine Handlung ausgeführt wird sowie die Quelle oder das Material, aus dem ein Produkt entstanden ist. 
Bsp.: 
  • kumaar kattiyaal pazattai vettinaan ("Kumar mit Messer die Frucht hat geschnitten")
  • kumaar mannaal intap paanaiyaic ceytaan ("Kumar aus Sand diesen Topf hat gemacht")
  • veyilaal kumaar varavillai ("Wegen der Hitze Kumar ist nicht gekommen")
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Wie im Deutschen sind die Fälle zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet.  
Bsp.:
  • paiyan (der Junge)
  • paiyanai (den Jungen)
  • paiyanukku (dem Jungen)
  • paiyanaal (mit dem Jungen)
  • paiyanootu / paiyanutan 
  • paiyanitam (bei dem Jungen)
  • paiyanitamiruntu / paiyaniliruntu (Ablativ)
  • paiyanatu (des Jungen)
Deutsch 
Tamil
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Im Tamil stehen die Nomen ebenfalls in der Einzahl oder in der Mehrzahl. 
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Wie im Deutschen wird im Tamil die Mehrzahl mit Endungen gebildet. 
Bsp.:
  • puu - puukkal (die Blume - die Blumen)
  • maram - maramkal (der Baum - die Bäume)

4 Verb

Deutsch
Tamil
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Anders als im Deutschen steht das Verb im Hauptsatz grundsätzlich an letzter Stelle im Satz. 
avan
Er
talaiyait
den Kopf
tiruppinaan.
drehte
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Im Gegensatz zum Deutschen fehlt im Tamil die Inversion. Anders als im Deutschen steht das Verb im tamilischen Nebensatz wie im Hauptsatz an letzter Stelle. 
Deutsch
Tamil
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • er/sie/es lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Im Tamil stimmt das finite Verb zusätzlich nach Genus mit dem Subjekt überein. Diese Informationen werden mit Endungen ausgedrückt. 
Bsp.: 
  • azukireen (ich weine)
  • azukiraay (du weinst)
  • azukiraan (er weint)
  • azukiraal (sie weint)
  • azukiratu (es weint)
  • azukiraar (Höflichkeitsform: er/sie weint)
  • azukiroom (wir weinen)
  • azukiriirkal (ihr weint)
  • azukiraarkal (sie weinen, m./f.)
  • azukinrana (sie weinen, n.)
Deutsch
Tamil
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur.
Das Tamil unterscheidet drei Zeitformen: Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.
Perfekt:
Das Perfekt wird entweder mit dem Hilfsverb "haben" oder "sein" und dem Partizip Perfekt gebildet. Das Hilfsverb "sein" wird in der Regel bei einem Orts- oder Zustandswechsel verwendet.
Bsp.:
  • Er ist ins Kino gegangen.
  • Sie hat den Apfel gegessen.
Vergangenheit:
Im Gegensatz zum Deutschen wird die Vergangenheit im Tamil mit dem Verbstamm und Endungen gebildet. 
Bsp.:
  • azuteen (ich weinte)
  • azutaay (du weintest)
  • azutaan (er weinte)
  • azutaal (sie weinte)
  • azutatu (es weinte)
  • azutaar (Höflichkeitsform: er/sie weinte)
  • azutoom (wir weinten)
  • azutiirkal (ihr weintet)
  • azutaarkal (sie weinten, m./f.)
  • azutana (sie weinten, n.)
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Zukunft:
Im Gegensatz zum Deutschen wird die Zukunft im Tamil mit dem Verbstamm und Endungen gebildet. 
Bsp.:
  • azuveen (ich werde weinen)
  • azuvaay (du wirst weinen)
  • azuvaan (er wird weinen)
  • azuvaal (sie wird weinen)
  • azum (es wird weinen)
  • azuyaar (Höflichkeitsform: er/sie wird weinen)
  • azuvoom (wir werden weinen)
  • azuviirkal (ihr werdet weinen)
  • azuvaarkal (sie werden weinen, m./f.)
  • azum (sie werden weinen, n.)
Deutsch
Tamil
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen
Das Tamil kennt die Verbklammer nicht. Die verbalen Teile bleiben zusammen. 

5 Satzbau

Deutsch 
Tamil
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Anders als im Deutschen ist die Reihenfolge der Satzglieder im Tamil: Subjekt-Objekt-Verb.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Im Gegensatz zum Deutschen steht das Verb im Tamil grundsätzlich an letzter Stelle im Satz. Die Wortstellung ist im Vergleich zum Deutschen in hohem Masse frei. Das Verb kann zudem im Tamil ausgelassen werden. 
Bsp.:
kumaar
Kumar
raajaavaip
Raja
paarttaan.
sah
kumaar
Kumar
vakkiil.
Anwalt.
Deutsch
Tamil
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Tamil die Verbendstellung im Nebensatz nicht. 
Deutsch
Tamil
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Im Tamil kennt man ebenfalls die Entscheidungs- und die Ergänzungsfrage. 
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Kommst du mit?
Anders als im Deutschen ist die Wortreihenfolge gleich wie im Hauptsatz (Subjekt-Objekt-Verb). Durch Anhängen der Endung -aa wird angezeigt, dass es sich um eine Frage handelt. 
Bsp.:
kumaar
Kumar
vakkiilaa
Anwalt?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich. Das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Ergänzungsfragen verlangen wie im Deutschen ein Fragewort. Anders als im Deutschen werden die Fragewörter mit der Vorsilbe e- markiert (ausser bei "wer"). Zudem verändert sich die Reihenfolge der Satzglieder im Gegensatz zum Deutschen nicht, das finite Verb bleibt an letzter Stelle. 
Bsp.:
kumaar
Kumar
enrukku
an welchem Tag
varuvaan
wird kommen?
Deutsch
Tamil
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch. Das Nomen wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Topikalisierung ist im Tamil möglich. Anders als im Deutschen bleibt die Reihenfolge der Satzglieder unverändert. Zudem wird Topikalisierung im Tamil mit der grammatischen Form enraal sowie einem Pronomen, das auf die Hervorhebung verweist, markiert. 
Bsp.:
kumaar
Kumar
enraal
im Bezug auf
avan
er
naalaikku
morgen
varuvaan.
wird kommen.

6 Schriftsystem

Im Tamil wird die tamilische Schrift verwendet. Die meisten Beispiele stammen aus Werken, die sich nach den Richtlinien der Madras University Tamil Lexicon Transliteration orientieren.
Das Tamil kennt keine Gross- und Kleinschreibung. Alle Wörter werden klein geschrieben. 

7 Quellen

  • Amirthalingam, D. (2020). Tamil. In B. Schader (Hrsg)., Deine Sprache - Meine Sprache. Handbuch zu 19 Migrationssprachen und zu Deutsch (S. 132-140). Zürich: Lerhmittelverlag Zürich.
  • Annamalai, E., Steever, S.B. (1998). Modern Tamil. In S.B. Steever, The Dravidian Languages (S. 100-128). London, New York: Routledge.
  • Balasubramanian, T. (1982a). The two r's and the two n's in Tamil. Journal of Phonetics, 10, 89-97.
  • Balasubramanian, T. (1982b). Intervocalic double nasal and lateral consonant articulations in Tamil. Journal of Phonetics, 10, 99-104.
  • Balasubramanian, T., Asher, R. E. (1984). Intervocalic plosives in Tamil. In J.-A. W. Higgs & R. Thelwall (Hrsg.), Topics in Linguistic Phonetics in Honour of E.T. Uldall (S. 49-63). Coleraine: The New University of Ulster.
  • Keane, E. (2004). Tamil. Journal of the International Phonetic Association, 34(1), 111-116.
  • Schiffman, H. (1998). Standardization or restandardization: the case for "Standard" Spoken Tamil. Language in Society, 27, 359-385.
  • Asher, R. E. (1982). Word order. In M. Dryer & M. Haspelmath (Hrsg.), The World Atlas of Language Structures Online. Leipzig: Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology. Zugriff am 25.02.2020 unter http://wals.info/languoid/lect/wals_code_tml.
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Lehmann, T. (1989). A Grammar of Modern Tamil. India: Pondicherry Institute of Linguistics and Culture. 
  • Mailamani-Meyer, E. (2011). Tamil. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (1. Aufl.) (S. 100-105). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich. 
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.

Zuletzt geändert: 15. Feb 2023, 11:30, [piccirelli-giontsis.nathalia]