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Interferenzen

Gegenüberstellung der meistgesprochenen Fremdsprachen im deutschsprachigen Raum mit dem Hochdeutschen

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Spanisch

1 Allgemeine Informationen

Das Spanische wird zur indoeuropäischen Sprachfamilie gezählt und gehört zum Zweig der Romanischen Sprachen (u.a. nebst Französisch, Portugiesisch, Italienisch). Auf der ganzen Welt wird das Spanische von ca. 415 Mio. Menschen gesprochen und findet weltweite Verbreitung (Offizielle Amtssprache in Spanien und in 18 lateinamerikanischen Staaten – mit Ausnahme von Brasilien, Guyana, Surinam, und Französisch-Guayana). Darüber hinaus wird das spanische in Nordamerika (Mexiko; USA: vor allem im Südwesten: Texas, Kalifornien, Arizona, aber auch in Miami, Südflorida und New York), in der Karibik (Kuba, Puerto Rico und in Trinidad und Tobago) sowie in Afrika (Westsahara und Äquatorial-Guinea) gesprochen. Damit steht das Spanische auf internationaler Ebene – nach dem Chinesischen, dem Hindi-Urdu und dem Englischen – auf dem viertem Platz der Weltsprachen.
In den meisten Ländern, in denen Spanisch Amtssprache ist, werden parallel andere Sprachen gesprochen (z.B. in Spanien: das Katalanische, das Baskische und das Galicische; in den lateinamerikanischen Staaten vor allem indigene Sprachen wie z.B. das Guaraní in Paraguay oder das Nahuatl oder Maya in Mexiko, um nur einige zu nennen).
Die Dialekte Spaniens können in folgende übergeordnete Gruppen eingeteilt werden: Kastilisch, das den Ursprung des heutigen Spanisch bildet (inklusive Andalusisch und Judenspanisch), Asturisch-Leonesisch, und Navarro-Aragonesisch. Die genannten Dialekte unterscheiden sich allerdings nur minim, sodass die Sprecher der genannten Dialektgruppen in der Regel keine Mühe haben, sich gegenseitig zu verständigen. Im Gegensatz zu Spanien ist in Lateinamerika die Einteilung in Dialekte nicht so eindeutig wie in Spanien. Grund dafür sind vor allem die Einflüsse aus den indigenen Sprachen wie dem oben bereits erwähnten Guaraní oder Nahuatl. Diese Einflüsse betreffen vor allem den Wortschatz und die Aussprache von Wörtern. Grob betrachtet kann das Spanische in Lateinamerika in folgende Dialektgebiete unterteilt werden: das Andengebiet (dazu gehören u.a. die Staaten Bolivien, Peru, Ecuador usw.), die Rio-de-la-Playa-Staaten (u.a. Uruguay und Argentinien) und die Karibik.

2 Phonetik-Phonologie

Sprachlaute werden als Phone(Glossar) in [ ]-Klammern (bspw. für das Wort "schön" [ʃø:n]) und als Phoneme(Glossar) in / /-Klammern (bspw. für das "sch" /ʃ/) mit den Zeichen aus dem IPA (International Phonetic Alphabeth) geschrieben. Hörproben zu den einzelnen Sprachlauten nach IPA finden Sie auf der Website der International Phonetic Association unter: IPA Hörproben
Grapheme(Glossar) werden in < >-Klammern geschrieben (bspw. <schön>) und entsprechen dem uns für die deutsche Schriftsprache bekannten Alphabeth. Welches Phon bzw. welche Phonkombination welchem Graphem bzw. welcher Graphemkombination entspricht, können Sie im auf Wikipedia vorhandenen Verzeichnis nachschauen.
= wichtige Hinweise
SPANISCH
DEUTSCH
Silben
  • einfache Silbenstruktur(Glossar)mit zumeist offener Silbe: KV, möglich ist auch KVK
  • Silbenkopf(Glossar): max. zwei Konsonanten
  • Silbenkoda(Glossar): nur ein Konsonant
Bei Konsonantenhäufungen wird /ə/ als Sprossvokal(Glossar) in der Koda eingefügt.  Im Anlaut wird /e/ bei Konsonantenhäufungen vorgestellt, bspw. Estudent statt Student.
  • komplexe Silbenstruktur mit zumeist geschlossenen Silben und Konsonantenhäufungen
  • Silbenkopf: bis zu drei Konsonanten
  • Silbenkoda: bis zu fünf Konsonanten
Prosodie
  • Wortakzent häufig auf zweitletzter Silbe, aber auch andere Positionen sind möglich
  • Akzentmarkierung auch mittels Zeichen
  • In Wortgruppen(Glossar) und Sätzen Akzentuierung auf letztem Wort
  • silbenzählender(Glossar) Rhythmus mit geringem Kontrast zwischen betonten und unbetonten Silben. Kaum Assimilationen(Glossar) und Reduktionen(Glossar), jedoch bei betonten Silben konsonantische Abschwächung der Koda(Glossar), bspw. óptimo [oβtimo]
  • geringeres Melodieintervall als im Deutschen, Melodie zum Ende der Äusserung fallend
  • Wortakzent distinktiv
  • Akzent meistens auf erster oder Wortstammsilbe
      
  • keine Akzentmarkierung
  • In Wortgruppen und Sätzen vielseite Akzentstruktur, kontext- und situationsbedingt
  • akzentzählender(Glossar) Rhythmus mit starken Reduktionen und Assimilationen in unbetonten Teilen
       
       
       
          
  • grösseres Melodieintervall als Spanisch, mit starkem Melodiefall am Ende terminaler Aussagen
Vokale
  • keine Ü- und Ö-Laute, Substitution mit /u:, i:/ bzw. /o:, e:/
  • zahlreiche diphthong(Glossar) und triphthongartige(Glossar) Verbindungen von Vokalen mit den Approximanten /w/ und /j/bspw. /w/ + /e/ bueno [ˈbweno] gutbspw. /j/ + /u/ viuda [ˈbjuða]
  • Veränderung der Vokalquantität(Glossar) durch Akzentposition
  • kein Glottisplosiv(Glossar) bei vokalischem Anlaut, stattdessen weiche Aussprache
Gelegentlich wird zwischen den deutschen E- und I-Lauten sowie O- und U-Lauten nicht unterschieden
z.B. leben vs. lieben; Ohr vs. Uhr
  • 16 Vokal-Phoneme
  • Ü- und Ö-Laute
      
  • 3 Diphthonge: /aɪ, ɔɪ, aʊ/
       
       
                
  • Vokallänge distinktiv
  • Markierung der Vokalquantität mittels Dehnungs-h, -ie, ieh oder Doppelvokal
  • Glottisplosiv /ʔ/ bei vokalischem Wortanlaut
Konsonanten
  • zwei vordere, gerollte R-Phoneme:
    • /ɾ/ einfach gerollt
    • /r/ mehrfach gerollt
  • das Merkmal stimmlos vs. stimmhaft(Glossar) ist distinktiv
  • keine Auslautverhärtung(Glossar#auslautverhärtung]])
  • /b, d, g/ werden in allen Positionen ausser nach Pausen und Nasalen(Glossar) als [β, ð, ɣ] ausgesprochen
  • im Wortanlaut nur stimmloses(Glossar) [s]
  • je nach Region wird /g/ als [X] oder [h] ausgesprochen
  • Doppelkonsonant /ll/ wird als palatales(Glossar) Frikativ(Glossar) [ʝ] realisiert
  • 21 Konsonantenphoneme
  • Affrikaten /pf/, /ts/ /tʃ/
      
  • hintere, uvulare(Glossar) R-Laute /R, ʁ)
    •   
    •   
  • Plosive /p, t, k/ aspiriert
  • Auslautverhärtung ans Silben- und Wortende
Besonderheiten
  • deutsches /h/ im Anlaut ist stumm oder wird zu [X]
  • /ŋ/ mit nachfolgendem [g] oder [k] gebildet z.B. Wange [vange] statt [vaŋə]
  • Differenzierung der Merkmale plosiv(Glossar) und frikativ(Glossar) z.B. Bier vs. wir
  • die deutschen /ç/ und /X/ Laute werden mit /x/ substituiert
  • /j/ wird zu [ʝ] z.B Jäger [xɛːɡɐ] statt [ˈjɛːɡɐ]
Die Nasale(Glossar) /m/ und /n/ werden im Auslaut nicht diffenziert, dies kann den Erwerb des deutschen Akkusativs und Dativs erschweren.
Vokale im Spanisch
Spanisch
vorn
      
zentral
      
hinten
hoch
i
u
halbhoch
obermittelhoch
mittel
e
o
untermittelhoch
halbtief
tief
a
Vokale Spanisch & Deutsch
konstrastive Darstellung:
Spanisch
Überschneidung
  Deutsch 
i e a o u
ɪ ɛ ɛː y ʏ
ø œ ʊ aː
ɔ ə
Aussprache deutscher Vokale
[i]
Igel
[y]
hüten
[u]
Schule
[ɪ]
bitte
[ʏ]
Hütte
[ʊ]
Butter
[e]
Tee
[ø]
schön
[o]
Ofen
[ɛ]
Bett
[œ]
Hölle
[ɔ]
Schloss
[ɛ:]
zählen
[a:]
Vase
[a]
Fall
[ə]
Glocke
[aɪ]
frei
[ɔɪ]
Eule
[aʊ]
Haus
farbig hinterlegt = nicht vorkommende Vokal-Phoneme im Spanischen
Hörproben zu den einzelnen Vokalen der International Phonetic Association: IPA Hörproben
Konsonanten im Spanisch
Spanisch
bilabial
labiodental
dental
alveolar
postalveolar
retroflex
palatal
velar
uvular
pharyngal
glottal
plosiv
p b
 t d
k g
nasal
m
n
ɲ
vibrant
r
getippt / geschlagen
ɾ2
frikativ
θ
s
x
lateral-frikativ
approximant
(w)1
(j)1
lateral-approximant
l
ʎ
affrikate
tʃ    ɟʝ
1 /w/und /j/ werden als Gleitlaute bei diphtongartigen Verbindungen eingesetzt.
2 /ɾ/ ist ein einmalig gerolltes Zungensptzen-R. /r/ wird mehrmals gerollt.
Konsonanten Spanisch & Deutsch
kontrastive Darstellung:
Spanisch
Überschneidung
Deutsch
ɲ ʎ θ ɾ
ɟʝ
p b t d
k ɡ f s x
m n l r
ʔ ʒ ʀ ʁ
ç χ ʃ z
v h ŋ j
 pf  ts
Konsonanten Aussprache in Deutsch
[p]
Pass
[t]
Tasse
[k]
Kamel
[b]
Biene
[d]
Dieb
[g]
Gast
[m]
Mann
[n]
Nase
[ŋ]
Engel
[f]
Fell
[s]
Wasser
[x]
suchen
[v]
Wald
[z]
Sonne
[X]
Dach
[ʃ]
Schal
[ʁ]
Ruhe (regional)
[ç]
stechen
[h]
Hammer
[j]
ja
[l]
Los
[r]
raus
(Zungenspitzen-R,
regional)
[ʀ]
raus
(Rachen-R,
regional)
[pf]
Apfel
[ts]
Salz
[tʃ]
klatschen
farbig hinterlegt = nicht vorkommender Konsonant im Spanischen
Hörproben zu den einzelnen Konsonanten der International Phonetic Association: IPA Hörproben

3 Nomen

Deutsch
Spanisch
Das Deutsche kennt männliche, weibliche und sächliche Nomen.
Die Nomen im Spanischen sind im Gegensatz zum Deutschen nur männlich oder weiblich.
Zum Teil ist an der Wortform erkennbar, ob das Nomen männlich, weiblich oder sächlich ist. Meist muss aber die Zuordnung auswendig gelernt werden.
Bsp.:
  • der Löffel
  • die Gabel
  • das Messer
Im Gegensatz zum Deutschen ist im Spanischen in der Regel an der Endung erkennbar, ob das Nomen männlich oder weiblich ist. 
Bsp.:
  • libro, m. (Buch)
  • avion, m. (Flugzeug)
  • bicicleta, f. (Fahrrad)
  • noche, f. (Nacht)
  • decisión, f. (Entscheidung)
  • libertad, f. (Freiheit)
  • juventud, f. (Jugend(zeit))
Deutsch
Spanisch
Das Deutsche kennt den bestimmten und unbestimmten Artikel.
Das Spanische kennt ebenfalls den bestimmten und unbestimmten Artikel.
Bestimmter und unbestimmter Artikel werden vor das Nomen gesetzt.
Der Artikel wird im Spanischen ebenfalls vor das Nomen gesetzt.
Bsp.: 
  • el comedor (das Esszimmer)
  • un comedor (ein Esszimmer)
Die Artikel haben verschiedene Formen, je nach Genus, Fall und Numerus des Nomens.
Bsp.: 
  • der Vater
  • des Vaters
  • den Vater
  • die Vätern
  • den Vätern
Die Artikel verändern sich nur bezüglich Genus und Numerus.
Bsp.: 
  • el comedor, m. Sg. (das Esszimmer)
  • los comedores, m. Pl. (die Esszimmer)
  • la casa, f. Sg. (das Haus)
  • las casas, f. Pl. (die Häuser)
Bestimmter Artikel:
Der bestimmte Artikel lautet “der”, “die” oder “das”.
Bestimmer Artikel:
Der bestimmte Artikel lautet el (Sg. m.) oder la (Sg. f.) bzw. los (Pl. m.) oder las (Pl. f.).
Bsp.: 
  • el comedor (das Esszimmer)
  • los comedores (die Esszimmer)
  • la casa (das Haus)
  • las casas (die Häuser)
Unbestimmter Artikel:
Den unbestimmten Artikel gibt es nur im Singular: “ein” oder “eine”.
Unbestimmter Artikel:
Im Gegensatz zum Deutschen gibt es den unbestimmten Artikel sowohl im Singular als auch im Plural und lautet un (Sg. m.) oder una (Sg. f.) bzw. unos (Pl. m.) oder unas (Pl. f.). 
Bsp.: 
  • un comedor (ein Esszimmer)
  • unos comedores (einige Esszimmer)
  • una casa (ein Haus)
  • unas casas (einige Häuser)
Deutsch
Spanisch
Das Deutsche besitzt vier Fälle: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Dativ.
Das Spanische kennt kein entsprechendes Kasussystem. 
Die Fälle sind zum Teil endungslos oder werden mit Endungen gebildet. Der Kasus ist nicht nur am Nomen sichtbar, sondern auch an den vorangehenden Artikeln.
Bsp.:
  • Der Vater geht ins Kino.
  • Der Freund des Vaters geht ins Kino.
  • Dem Vater schenkt das Kind ein Buch.
  • Das Kind sieht den Vater.
Die Beziehungen der Satzglieder werden im Satz anhand von Präpositionen angezeigt.
Bsp.: 
  • Esa señora no me cae muy bien.(sinngemäss: "Diese Frau dort ist mir nicht sehr sympathisch.")
  • El padre demi novio se Ilama Ernesto.(sinngemäss: "Der Vater meines Freundes heisst Ernesto.")
  • Le respondi a tu amigo.(sinngemäss: Ich habe deinem Freund geantwortet.")
  • Llevé unas flores para mi suegra.(sinngemäss: "Ich habe meiner Schwiegermutter ein paar Blumen mitgebracht.")
  • Necesitamos una niñera.(sinngemäss: "Wir brauchen ein Kindermädchen.")
Deutsch 
Spanisch 
Die Nomen im Deutschen stehen entweder im Singular (Einzahl) oder im Plural (Mehrzahl).
Im Spanischen stehen die Nomen ebenfalls in der Einzahl oder in der Mehrzahl.
Die Mehrzahl wird mit Endungen und/oder Umlaut gebildet. Daneben gibt es die endungslose Mehrzahl. Die Bildung folgt keinem strikten System.
Bsp.:
  • der Tag - die Tage
  • der Nagel - die Nägel
  • der Stab - die Stäbe
  • das Muster - die Muster
Die Mehrzahl wird ebenfalls mit Endungen gebildet. Die Mehrzahl wird vor allem mit den Endungen -s, -es (männlich und weiblich) gebildet.
Bsp.: 
  • libro (Buch) - libros (Bücher)
  • arbol (Baum) - arboles (Bäume)
  • televisor (Fernseher) - televisores (Fernseher)
  • página (Seite) - páginas (Seiten)
  • noche (Nacht) - noches (Nächte)
  • flor (Blume) - flores (Blumen)
  • capital (Hauptstadt) - capitales (Hauptstädte)

4 Verb

Deutsch 
Spanisch
Das Verb steht im Deutschen an zweiter Stelle. 
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Im Spanischen steht das Verb grundsätzlich an zweiter Stelle. Anders als im Deutschen kann das Subjekt ausgelassen werden, wobei das Verb die erste Stellung im Satz einnimmt.
Bsp.:
Germán
German
estudia
studiert
cine. 
Filmwissenschaften.
Tengo
(Ich) Habe
tres
drei
hermanos.
Brüder. 
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Im Gegensatz zum Deutschen kennt das Spanische die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das finite Verb steht wie im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.: 
Sí, te acompaño
Ja, (ich) dich begleite
aunque
obwohl
no
nicht
tengo
habe
muchas ganas. 
viel Lust. 
Deutsch
Spanisch
Die Grundregel lautet: Das finite Verb stimmt mit dem Subjekt in Person und Numerus überein. Das heisst, dass sich die Endung des Verbs verändert, wenn das Subjekt in der ersten, in der zweiten oder in der dritten Person steht. Ebenfalls verändert sich die Endung, wenn das Subjekt in der Einzahl oder in der Mehrzahl steht.
Bsp.:
  • ich lache
  • du lachst
  • sie lacht
  • wir lachen
  • ihr lacht
  • sie lachen
Genau wie im Deutschen stimmt das Verb bezüglich Person und Numerus mit dem Nomen überein.
Bsp.:
  • yo hablo (ich spreche)
  • tú hablas (du sprichst)
  • él/ella/usted habla (er/sie/Sie spricht)
  • nostros/-as hablamos (wir sprechen)
  • vostros/-as hablais (ihr sprecht)
  • ellos/ellas/ustedes hablan (sie/Sie sprechen)
Deutsch
Spanisch
Die am häufigsten gebrauchten Zeitformen des Deutschen sind: Präsens, Präteritum, Perfekt und Futur.
Im Spanischen sind diesselben Tempusformen vorhanden. Allerdings gibt es um die Vergangenheit auszudrücken im Unterschied zum Deutschen drei Zeitformen: das Präteritum (in der Literatur "das Imperfekt" genannt), einfaches Perfekt und das zusammengesetztes Perfekt.
Das einfache Perfekt:
Das einfache Perfekt (pretérito perfecto simple) wird verwendet, um ein einmaliges Ereignis in der Vergangenheit, Handlungen mit einem bekannten Anfang und Ende, aufeinanderfolgende Handlungen sowie sich plötzlich ereignende Handlungen zu beschreiben. Das einfache Perfekt ist die am häufigsten verwendete Zeitform in Erzählungen und Berichten. Es wird gebildet aus dem Stamm und Endungen.
Bsp.: 
  • viajé (ich bin gereist/ich reiste)
  • viajaste (du bist gereist/du reistest)
  • viajó (er/sie ist gereist/er/sie reiste)
  • viajamos (wir sind gereist/wir reisten)
  • viajasteis (ihr seid gereist/ihr reistet)
  • viajaron (sie sind gereist/sie reisten)
Perfekt:
Das Perfekt wird entweder mit dem Hilfsverb "haben" oder "sein" und dem Partizip Perfekt gebildet. Das Hilfsverb "sein" wird in der Regel bei einem Orts- oder Zustandswechsel verwendet.
Bsp.:
  • Er ist ins Kino gegangen.
  • Sie hat den Apfel gegessen.
Das zusammengesetzte Perfekt:
Es bezeichnet Handlungen oder Zustände, die in der Vergangenheit einsetzten und bis in die Gegenwart hinein fortgesetzt werden. Im Gegensatz zum Deutschen kann das zusammengesetzte Perfekt nicht als Erzählform verwendet werden. 
Im Gegensatz zum Deutschen besitzt das Spanische aber nur ein Hilfsverb für die Bildung der zusammengesetzten Perfektform, nämlich haber (in zweierlei Bedeutung: „haben“ und „sein“).
Bsp.:
 
Nunca hemos estado en Turingia. (wortwörtlich: "Noch nie sind gewesen in Thüringen.")
Futur:
Das Futur wird mit dem Hilfsverb “werden”  und dem Infinitiv gebildet.
Bsp.:
  • Sie wird ins Kino gehen.
  • Er wird den Apfel essen.
Futur: 
Anders als im Deutschen unterscheidet das Spanische zwei Futurformen: die analytische und die synthetische Futurform.
Synthetische Futurform: 
Die synthetische Futurform wird bei Handlungen gebraucht, die in der fernen Zukunft liegen. 
Bsp.: 
  • cantaré (ich werde singen.)
  • Lo comprenderás [algún día] ("Du wirst es [eines Tages] verstehen.")
Analytische Futurform: 
Die analytische Futurform wird bei Handlungen gebraucht, die sich unmittelbar ereignen werden. 
Bsp.: 
  • voy a cantar ("Ich werde [gleich] singen.")
Deutsch
Spanisch
Charakteristisch für das Deutsche ist die Verbklammer. Betonte Vorsilben von Verben werden abgetrennt und an das Satzende gestellt, wenn das Verb an erster oder zweiter Stelle im Satz steht. Diese Trennung gilt auch für andere verbale Teile (wie Modalverbkonstruktionen oder Perfekt). Die finite Form des Verbs steht im Hauptsatz an zweiter Stelle, der infinite Teil am Ende des Satzes.
Bsp.:
  • Ich schneide den Stern aus.
  • Ich möchte das Eis essen.
  • Ich bin ins Kino gegangen
Das Spanische kennt die Verbklammer nicht. Die verbalen Teile bleiben zusammen. Auch die Vorsilbe eines Verbes wird nicht abgetrennt und an den Schluss gesetzt.
Bsp.: 
Nunca
Nie
he vivido
habe gelebt
allí.
dort.
Le
Ihr/Ihm
he escrito
habe geschrieben
una carta. 
einen Brief. 

5 Satzbau

Deutsch 
Spanisch
Die Reihenfolge der Satzglieder im deutschen Hauptsatz ist: Subjekt-Verb-Objekt.
Die Reihenfolge der Satzglieder im spanischen Hauptsatz ist ebenfalls: Subjekt-Verb-Objekt.
Das Verb steht im Hauptsatz an zweiter Stelle.
Bsp.:
  • Anna legte den Hörer auf.
  • Die Katze gähnte.
Im Spanischen steht das Verb grundsätzlich an zweiter Stelle. Anders als im Deutschen kann das Subjekt ausgelassen werden, wobei das Verb die erste Stellung im Satz einnimmt.
Bsp.:
Germán
German
estudia
studiert
cine. 
Filmwissenschaften.
Tengo
(Ich) Habe
tres
drei
hermanos.
Brüder. 
Deutsch
Spanisch
Das Verb steht im Nebensatz an letzter Stelle.
Bsp.:
  • Ich bin der Meinung, dass das eine gute Lösung ist.
  • Ich zweifle, ob das eine gute Lösung ist.
Das Spanische kennt die Verbendstellung im Nebensatz nicht. Das finite Verb steht wie im Hauptsatz an zweiter Stelle. 
Bsp.:
Sí, te acompaño
Ja, (ich) dich begleite
aunque
obwohl
no
nicht
tengo
habe
muchas ganas.
viel Lust. 
Deutsch
Spanisch
Im Deutschen unterscheidet man zwischen Entscheidungs- und Ergänzungsfragen.
Im Spanischen kennt man ebenfalls die Entscheidungs- und die Ergänzungsfrage.
In sog. Entscheidungsfragen, bei denen man mit Ja oder Nein antwortet, steht das finite Verb an erster Stelle und das Subjekt wird nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Kommst du mit?
Die Wortstellung in Entscheidungsfragen ist gleich wie im Hauptsatz. Durch Anhebung der Stimme am Ende des Satzes wird angezeigt, dass es sich um eine Frage handelt. Zudem kann wie im Hauptsatz das Subjekt weggelassen werden, wobei das finite Verb die erste Stellung im Fragesatz einnimmt. 
Bsp.:
El libro
Das Buch
¿Tienes
Hast
cuesta
kostet
ganas
Lust
10 euros? 
10 Euro? 
de accompañarme?
zu begleiten mich?
Ergänzungsfragen verlangen im Deutschen ein Fragewort. Die Reihenfolge der Satzglieder verändert sich, das Verb bleibt an zweiter Stelle und das Subjekt wird dem Verb nachgestellt (Inversion von Subjekt und Verb). 
Bsp.:
  • Wen bringst du mit?
Ergänzungsfragen werden wie im Deutschen durch ein Fragepronomen und die Inversion von Subjekt und Verb gebildet. Das Subjekt kann wie im Hauptsatz weggelassen werden. 
Bsp.:
¿Por qué
Wieso
preguntas?
fragst (du)?
Deutsch
Spanisch
Topikalisierung bedeutet die Hervorhebung bestimmter Satzglieder durch Voranstellung im Satz. Die Reihenfolge der Satzglieder ändert sich dadurch (Inversion von Subjekt und Verb).
Bsp.:
  • Hauptsatz ohne Topikalisierung:„Sie sah sich erstaunt in der Gegend um.“
  • Hauptsatz mit Topikalisierung:„Erstaunt sah sie sich in der Gegend um.“
Verschiedene Satzglieder können um sie zu betonen an den Anfang des Satzes gestellt werden. Dabei bleibt das Subjekt im Unterschied zum Deutschen vor dem Verb stehen.
Bsp.:
En mi casa
Bei mir zu Hause
tengo
(ich) habe
un jardín enorme. 
einen Garten riesigen. 

6 Schriftsystem

Im Spanischen wird wie im Deutschen das lateinische Alphabet verwendet. Deshalb werden Beispiele auf dieser Seite mit dem Schriftsystem des Spanischen wiedergegeben.
Zur Orientierung eine Übersicht der Grapheme, die nicht mit dem Deutschen übereinstimmen.
Spanische Grapheme
Aussprache im Deutschen
c + e, i
th (stimmlos, wie Englisch „thing“), im lateinamerikanischen Spanisch sowie manchen Regionen Spaniens wird ein stimmloses s gesprochen.
c + a, o, u
k
ch
tsch
g + e, i
ch
g + a, o, u
g
h
stimmlos (wird nicht ausgesprochen)
j
ch
ll
lj
ñ
nj
q + u, e
ke
rr
rr (stark gerollt)
s
s (die Zungenspitze weiter hinten im Rachen als bei deutschem ss), hauptsächlich in Spanien, in Lateinamerika stimmloses s.
v
w
w
u, am Wortanfang sogar gu
x
ks
y
j
z
th (stimmlos, wie Englisch „thing“), lateinamerikanisches Spanisch und manche Regionen in Spanien stimmloses s.
                                                                             Tabelle entnommen aus Montero Muñoz, 2013, S. 98
Das Spanische kennt andere Regeln zur Gross- und Kleinschreibung als das Deutsche. Alle Wörter werden klein geschrieben. Ausnahmen sind: Eigen-, Orts und Ländernamen sowie Bezeichnungen für Institutionen und Feste, Anreden in Briefform und Satzanfänge sowie Studienfächer und Wissenschaften.

7 Quellen

  • Grab-Kempf, E. (1988). Kontrastive Phonetik und Phonologie Deutsch - Spanisch. Frankfurt am Main: Peter Lang.
  • Hirschfeld, U. (2003). Spanisch. In U. Hirschfeld, H. P. Kelz & U. Müller (Hrsg.), Phonetic international. Grundwissen von Afrikaans bis Zulu. Kontrastive Studien für Deutsch als Fremdsprache. Waldsteinberg: Heidrun Popp. Verfügbar unter https://research.uni-leipzig.de/agintern/phonetik/phonlehre_700a.htm
  • Hirschfeld, U., Reinke, K. (2016). Phonetik im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH.
  • Martínez-Calderán, E., Fernández-Planas, A. M., Carrera-Sabaté, J. (2003). Castilian Spanish. Journal of the International Phonetic Association, 33 (2), 255-259.
  • Montero Munoz, R. (2020). Spanisch. In B. Schader (Hrsg.), Meine Sprache - Deine Sprache. Handbuch zu 19 Migrationssprachen und zu Deutsch (S. 125-131). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Valman, G. (2021). Spanisch. In Dahmen, S., Hirschfeld, U., Meissner, S. & Reinke, K. (Hrsg.), Einführung in das Online-Material. Kontrastive Phonetik für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
  • Celi-Kresling, V. (2017). KauderwelschSpanisch für Lateinamerika. Wort für Wort (18. Aufl.). Bielefeld: REISE KNOW-HOW Verlag Peter Rump GmbH.
  • Dietrich, W. & Noll, V. (2012). Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. Ein Lehr- und Arbeitsbuch (6. neu bearbeitete und wesentlich erweiterte Aufl.). Berlin: Erich Schmidt Verlag.
  • Gallmann, P. & Sitta, H. (2012). Deutsche Grammatik (7. unveränderte Aufl.). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich. 
  • Görrissen, M. (2006). PONS im Griff. Praxis-Grammatik Spanisch. Das grosse Lehr- und übungsbuch. (1. Aufl., 4. Druck). Stuttgart: Klett Sprachen. 
  • NN. Hochschule für Telekommunikation Leipzig (2018). HfTL German course 8. Zugriff am 13.05.2018 unter http://moodle.hft-leipzig.de/mod/page/view.php?id=1091.
  • Kunkel-Razum, K. & Münzberg, F. (Hrsg.). (2005). Duden. Die Grammatik. Unentbehrlich für richtiges Deutsch (7. Aufl.). Zürich: Dudenverlag.
  • Montero Muñoz, R. (2013). Spanisch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 93-99). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Moriena, C. & Genschow, K. (2004). Grosse Lerngrammatik Spanisch. Regeln, Anwendungsbeispiele, Tests (1. Aufl.). Ismaning: Huber Verlag. 
  • Moriena, C. & Genschow, K. (2010). Grosse Lerngrammatik SpanischRegeln, Anwendungsbeispiele, Tests (2. Aufl.). Ismaning: Huber Verlag. 
  • Schader, B. (2013). Deutsch. In B. Schader (Hrsg.), Deine Sprache - meine Sprache. Handbuch zu 14 Migrationssprachen und zu Deutsch. Für Lehrpersonen an mehrsprachigen Klassen und für den DaZ-Unterricht (2.Aufl.) (S. 9-16). Zürich: Lehrmittelverlag Zürich.
  • Viereck, W., Viereck, K. & Ramisch, H. (2002). dtv-Atlas Englische Sprache. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. 
  • Zagona, K. (2003). The syntax of Spanish. Cambridge: Cambridge University Press.

Zuletzt geändert: 8. Feb 2023, 17:39, [piccirelli-giontsis.nathalia]