Bedarfsgruppe Kognition
Sensibilisierung zur Bedarfsgruppe Kognition, also Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen
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Analog zu Baustein 1 (Bedarfsgruppe Sehen) und Baustein 2 (Bedarfsgruppe Hören), widmet sich auch dieser Baustein einer speziellen Bedarfsgruppe aus E-Accessibility-Perspektive. Diesmal geht es um Personen mit einer kognitiven Beeinträchtigung oder mit anderen mentalen Funktionsbeeinträchtigungen wie etwa Autismus-Spektrum, Menschen mit Lese-Rechtschreibschwäche (LRS), Dyslexie, Dyskalkulie, Aufmerksamkeitsstörungen (z. B. ADHS) oder auch demente Personen (Bedarfsgruppe Kognition). Bemerkenswert dabei ist, dass in dieser Bedarfsgruppe sehr viele, sehr unterschiedliche Störungen und Beeinträchtigungen gesammelt betrachtet werden.
Im Rahmen dieses E-Accessibility-Lernmoduls werden meistens Personen mit einer kognitiven Beeinträchtigung thematisiert. Entsprechende Tipps und Hinweise gelten - zumindest viele davon - auch für Personen mit mentalen Funktionsbeeinträchtigungen.
Im Rahmen dieses E-Accessibility-Lernmoduls werden meistens Personen mit einer kognitiven Beeinträchtigung thematisiert. Entsprechende Tipps und Hinweise gelten - zumindest viele davon - auch für Personen mit mentalen Funktionsbeeinträchtigungen.
Gestaltungsempfehlungen
Die folgende Übersicht liefert einige Gestaltungsempfehlungen für digitale Produkte, die sich an den Bedürfnissen von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen orientieren.
Übersichtlichkeit gewährleisten
Ganz allgemein: Der komplette Text oder die komplette Webseite sollte einer leicht überschaubaren Struktur folgen. Dazu gehört, dass Texte übersichtlich strukturiert sind, z. B. durch mehrere Absätze, Nummerierungen etc. Der Text sollte einem roten Faden folgen und wichtige Aussagen hervorheben oder nochmals zusammenfassen.
Auch die Navigation auf einer Webseite sollte leicht nachvollziehbar sein und eine eher begrenzte Aufmerksamkeitsspanne der Lesenden miteinberechnen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Menüs nicht zu lange sind (sonst hat man nach dem siebten Menüeintrag schon wieder vergessen, was der erste war) und wichtige Informationen nicht irgendwo zwischen vielen anderen weniger wichtigen Informationen platziert werden. Programme oder Informationsangebote, die für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen designt sind, bieten häufig eine Art «Hilfeknopf» an. Für den Fall, dass man die Orientierung verloren hat, führt dieser Knopf z. B. zurück zum Startpunkt, oder eben an eine Stelle, von der aus man sich wieder leichter orientieren kann.
Auch Piktogramme oder Illustrationen können dabei helfen Inhalte leichter zu erfassen. Dafür sollte das genutzte Bild sprechend sein und nicht zu viele Details beinhalten.
Auch die Navigation auf einer Webseite sollte leicht nachvollziehbar sein und eine eher begrenzte Aufmerksamkeitsspanne der Lesenden miteinberechnen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Menüs nicht zu lange sind (sonst hat man nach dem siebten Menüeintrag schon wieder vergessen, was der erste war) und wichtige Informationen nicht irgendwo zwischen vielen anderen weniger wichtigen Informationen platziert werden. Programme oder Informationsangebote, die für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen designt sind, bieten häufig eine Art «Hilfeknopf» an. Für den Fall, dass man die Orientierung verloren hat, führt dieser Knopf z. B. zurück zum Startpunkt, oder eben an eine Stelle, von der aus man sich wieder leichter orientieren kann.
Auch Piktogramme oder Illustrationen können dabei helfen Inhalte leichter zu erfassen. Dafür sollte das genutzte Bild sprechend sein und nicht zu viele Details beinhalten.
Leichte Sprache nutzen
Wie im Bereich Leichte Sprache genauer erläutert, folgt die Leichte Sprache einem eigenen Regelwerk. Dieses Regelwerk sollte man sich genauer anschauen, wenn man Informationen für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen verfasst.
Ein guter Schritt in die richtige Richtung sind kurze Sätze und die Vermeidung von (ungeläufigen) Abkürzungen, fremdsprachigen Wörtern oder Fachbegriffen. Dadurch erleichtert man Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen das Lesen. Parallel dazu, als Ergänzung, bietet sich der Einsatz von Bildern oder Piktogrammen an.
Ein guter Schritt in die richtige Richtung sind kurze Sätze und die Vermeidung von (ungeläufigen) Abkürzungen, fremdsprachigen Wörtern oder Fachbegriffen. Dadurch erleichtert man Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen das Lesen. Parallel dazu, als Ergänzung, bietet sich der Einsatz von Bildern oder Piktogrammen an.
Leicht lesbare Schrift
Ebenfalls hilfreich ist die Nutzung eines etwas grösseren Schriftgrads (12 oder 14pt) und einer schlichten, leicht lesbaren Schriftart (ohne Verzierungen, kaum oder keine Serifen, nicht zu dünner oder kursiver Schriftschnitt).
Dadurch können die einzelnen Buchstaben besser voneinander getrennt erfasst werden und das Lesen fällt leichter. Manche Webseiten bieten - unabhängig von der Zoom-Funktion des Browsers - die Möglichkeit den Schriftgrad zu erhöhen.
Dadurch können die einzelnen Buchstaben besser voneinander getrennt erfasst werden und das Lesen fällt leichter. Manche Webseiten bieten - unabhängig von der Zoom-Funktion des Browsers - die Möglichkeit den Schriftgrad zu erhöhen.
Verlinkungen bzw. Zusammenhänge zwischen verlinkten Bereichen deutlich machen
Für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen können Verlinkungen eine Herausforderung darstellen: Wie bin ich eigentlich an die aktuelle Stelle gekommen? Wie komme ich wieder zurück? Wo kam ich eigentlich her? Was für andere Möglichkeiten habe ich (Alternativen)?
Aus diesem Grund ist es wichtig, möglichst einfache und gut nachvollziehbare Navigationswege zu nutzen. Beispielsweise sollte auf mehrstufige Verschachtelungen (z. B. Ordner innerhalb von anderen Ordnern, darin wiederum Unterordner usw.) verzichtet werden. Am besten kommen Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit einer linearen Lesereihenfolge zurecht - im Unterschied zu beispielsweise einem Wiki, das viele Querverweise beinhaltet.
Aus diesem Grund ist es wichtig, möglichst einfache und gut nachvollziehbare Navigationswege zu nutzen. Beispielsweise sollte auf mehrstufige Verschachtelungen (z. B. Ordner innerhalb von anderen Ordnern, darin wiederum Unterordner usw.) verzichtet werden. Am besten kommen Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen mit einer linearen Lesereihenfolge zurecht - im Unterschied zu beispielsweise einem Wiki, das viele Querverweise beinhaltet.
Eigenes Tempo erlauben
Manche Webseiten arbeiten mit Timern, d. h. bestimmte Inhalte werden nur für eine bestimmte Zeit angezeigt und wechseln dann automatisch (zeitgesteuerte Elemente). Das unterbindet, dass man den Text im eigenen Tempo lesen kann. Solch automatisches "Weiterblättern" sollte bei Angeboten für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen vermieden werden. Besser ist es, wenn man selber bestimmen kann, wann man auf "Weiter" drückt um folgende Inhalte angezeigt zu bekommen.
Videos bieten übrigens viel Potenzial für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Denn die im Video dargestellten Abläufe können jederzeit pausiert, zurückgespult und beliebig oft im eigenen Tempo konsumiert werden.
Videos bieten übrigens viel Potenzial für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen. Denn die im Video dargestellten Abläufe können jederzeit pausiert, zurückgespult und beliebig oft im eigenen Tempo konsumiert werden.
Visuelle Reize abschaltbar machen
Verwandt mit dem Thema "Eigenes Tempo erlauben" ist die individuelle Konfigurierbarkeit von visuellen Reizen. Informationsanzeigen mit ständig wechselndem Text, blinkende Elemente oder stark farbige oder gemusterte "Eye Catcher" sollten vermieden werden. Alternativ sollte man solche Elemente abschalten können. Solche visuell stark auffälligen Elemente können von den wichtigen Informationen ablenken und allgemein zu einer Reizüberflutung (schnellere Ermüdung, Faden verlieren etc.) führen.
Beziehung aufbauen
Für viele Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ist es wichtig eine Beziehung aufzubauen – auch wenn es «nur» darum geht bestimmte Inhalte zu konsumieren. Für die Vermittlung von (digitalen) Informationen ist es daher empfehlenswert die Zielgruppe mit einer persönlichen Ansprache zu begrüssen. Dies kann z. B. mit einem kurzen Video geschehen, oder – besser als nichts – mit einem Foto, das die Autorin oder den Autor zeigt. Die Bereitschaft sich mit fachlichen Inhalten auseinanderzusetzen ist schlicht höher, wenn diese Informationen von einer sympathischen, nahbaren Person präsentiert werden. Optimalerweise wird diese persönliche Ansprache in Leichter Sprache verfasst. Bei diesem "Kontakt herstellen" kann man zudem kurz auf die Struktur der Inhalte eingehen, damit diese leichter überblickt werden können. Das unterstützt wiederum die Empfehlung "Übersichtlichkeit gewährleisten", siehe oben.
Zusammenfassung
Alle diese Gestaltungsempfehlungen können auch für andere Personen hilfreich sein. Denn viele E-Accessibility-Einstellungen für Menschen mit Beeinträchtigungen helfen auch Menschen anderer Bedarfsgruppen oder Personen ohne Beeinträchtigungen.
Einige Beispiele:
Einige Beispiele:
- Mobile Geräte: Auch bei "Durchschnittsbenutzer:innen" ist die Aufmerksamkeitsspanne bei der Nutzung mobiler Geräte recht gering, selbst wenn z. B. keine ADHS vorliegt. Kompakte, gut strukturierte Informationen sind also für jeden hilfreich.
- Der Verzicht auf zeitgesteuerte Elemente kommt nicht nur Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen zugute, sondern auch Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen.
- Wie auch bei Personen mit Hörbeeinträchtigungen (siehe Teil zur «Bedarfsgruppe Hören» in Baustein 2), ist Leichte Sprache auch für Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen hilfreich.
Copyright und Bildnachweise
Alle Piktogramme, bis auf das Easyto-Read-Logo, stammen von Noun Project.
- Navigation by Flatart from the Noun Project
- © European Easyto-Read Logo: Inclusion Europe. Mehr Informationen unter https://www.inclusioneurope.eu/easy-to-read/
- font size by Ralf Schmitzer from the Noun Project
- link by Nawicon from the Noun Project
- clock by Alice-vector from the Noun Project
- Brain by BomSymbols from the Noun Project
- relationship by iconnut from the Noun Project